Das war in der westlichen Wirtschaftstheorie nicht vorgesehen: Ein autoritärer Ein-Pasrteien-Staat kann wirtschaftlich sehr erfolgreich sein. Das haben weder eine Sowjetunion noch deren Satelliten geschafft, wohl aber China. China sei „the most successful transition story of any economy in the 20th century” schreiben die beiden Autoren Horst Löchel und Tim Jablonski (Frankfurt School of Finance and Management) in ihrem Buch „The Rise of China’s Economy”. Dort erzählen sie die Erfolgsstory, hegen aber gleichzeitig auch Zweifel, ob diese fortgesetzt werden kann.
In den ersten beiden Kapiteln („Past“ und „Present“) beschreiben sie, wie China den Sprung von einem „low-income country to a middle-income emerging economy“ geschafft hat. Für sie wird Chinas Wirtschaft wie eine Firma gemanagt mit klaren Berichtslinien an den CEO, der Partei- und Staatschef ist und seit zwölf Jahren Xi Jinping heißt. Aber – und das mag für viele überraschend klingen – „despite the politically centralized party-state, economic policy is mostly decentralized at the local level”, schreiben Löchel und Jablonski. Der Dezentralisierungsgrad sei überraschend hoch: „Local governments are the key driver of economic policy implementation.” Neben diesem strukturellen Aspekt nennen die Autoren noch einen weiteren Grund für den Erfolg: Die hohe Investitions- und Sparquote bei gleichzeitig schwacher Konsumquote. Aber genau diese Grundlagen des Wachstumsmodells stoßen nun an ihre Grenzen: „China needs a new growth-model, based on structural and institutional reforms.“ Dazu zählen die Autoren einen Ausbau des sozialen Sicherheitssystems, ein progressives Steuersystem, eine Landreform und eine Liberalisierung des Finanzsystems. Zudem solle Chinas Führung ihre „Obsession“ für die Industriepolitik beenden.
Aber trotz der Wachstumsprobleme warnen die Autoren davor, China abzuschreiben: „Extreme views should be avoided. China’s economy is unlikely to collaps anytime soon.“ China habe nach wie vor noch gewichtige Wettbewerbsvorteile, von denen sie vier nennen: Einen großen Markt, eine fortschrittliche Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte und eine dominante Rolle in den globalen value chains. Deshalb habe der Westen zu akzeptieren,„that China’s rise is unavoidable and cannot be contained“. Ihre Forderung stattdessen: “China should be integrated into the existing international government system further on.”
Fazit: Das Buch ist eine ausgewogene Beschreibung der chinesischen Wirtschaft, sehr faktenreich und klar gegliedert.
Info:
Horst Löchel und Tim Jablonski: The Rise of China’s Economy – Past, Present, and Future, Springer, 172 Seiten, circa 80 Euro.