CHINAHIRN liest…

….Die Liebe in Zeiten von Mao Zedong von Liao Yiwu. Die Jahre der Kulturrevolution (1966-1976) waren schlimme und brutale Jahre in der Volksrepublik China. So richtig aufgearbeitet wurden sie im offiziellen China nie, weil man den Staatsgründer Mao Zedong nicht beschmutzen will. Liao Yiwu, seit 2011 im Berliner Exil lebender Schriftsteller, muss diese Rücksicht nicht nehmen. Schonungslos in klarer und manchmal brutaler Sprache schildert er das Jahrzehnt der Kulturrevolution, in der zu Beginn junge Rotgardisten als glühende Mao-Anhänger indoktrinierend und prügelnd durchs Land zogen. Einer dieser Jung-Revolutionäre ist Zhuang Zigui, die zentrale Figur in Liaos Buch. Er stammt wie Liao Yiwu (65) aus der Provinz Sichuan. Dort war der Regimekritiker Liao Yiwu einst inhaftiert. Im Gefängnis Nr. 3 der Provinz Sichuan Brigade 2, Gruppe 11, Bett 11 begann er 1992 diesen Roman. Fertiggestellt hat er ihn erst 2016 in Berlin. Es ist ein Dokumentarroman, der die fiktive Lebensgeschichte des Zhang Zigui mit den realen Ereignissen der Kulturrevolution verbindet. Dem von Hans Peter Hoffmann und Brigitte Hohenrieder glänzend übersetzten Werk haben die Kritiker mehrere Attribute angeheftet: brutal, grotesk, verstörend, wichtig, witzig. Ich füge ein weiteres hinzu: lesenswert.

Info:

Liao Yiwu: Die Liebe in Zeiten von Mao Zedong, 448 Seiten, S. Fischer Verlag, 26 Euro.

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