CHINAHIRN liest…

…Warlords von Rainer Kloubert. 101 Jahre alt wurde Zhang Xueliang. Die ersten 35 Jahre seines Lebens waren die spannendsten und die verrücktesten. Über sie schreibt Rainer Kloubert. Es war die Zeit des Bürgerkrieges in China. Und mittendrin war eben dieser Zhang Xueliang, genannt der „junge Marschall“. Ein Frauenheld, ein Draufgänger, der sich in Spiel- und Opiumhöllen rumtrieb, der gegen Kommunisten wie Kuomintang intrigierte, der mordete, der Antiquitäten und Bilder sammelte, der Opern liebte und sich selbst das Fliegen beibrachte. Ein pralles Leben, das sehr detailliert von Kloubert beschrieben wird – immer wieder angereichert mit Zitaten von Zhang, der tausende Seiten von Gesprächsprotokollen hinterlassen hat. Dieses Buch ist freilich mehr als nur ein Porträt des wilden Zhang Xueliang. Es ist viel, viel mehr. Es ist eine akribische Beschreibung des chinesischen Bürgerkriegs, die es so bislang in Deutsch noch nicht gegeben hat. Er habe das Buch wie ein Baedeker angelegt, schreibt Kloubert. Aber statt eines Landes werde eine Zeit beschrieben. Das rund 400 Seiten starke Buch ist eine Mischung aus Geschichtsbuch, Biographie und Roman. Es ist auch ganz anders aufgemacht als herkömmliche Bücher. Viele Fotos zieren die Seiten. Die vielen Fußnoten stören allerdings den Lesefluss. Aber wer will denn so kleinlich sein bei einem so großen Werk? Ich kann dem Satz auf der allerletzten Seite des Buches nur zustimmen. Er stammt vom großen Historiker Jürgen Osterhammel: „Nach einem Sinologen mit besserer Kenntnis von Land und Sprache wird man lange suchen müssen – Rainer Klouberts Bücher sind Pioniertat und Lesegenuss.“

Info:

Rainer Kloubert: Warlords. Ein Bilderbogen aus dem chinesischen Bürgerkrieg, 420 Seiten, Elfenbein Verlag, 65 Euro.

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