Es gab mal eine Zeit, da war die Kommunistische Jugendliga einflussreich. Viele gewichtige Politiker schafften es vom Jugendverband der KP an die Spitze der Partei oder des Staates. In den 80er Jahren zum Beispiel Hu Yaobang, in jüngster Zeit Hu Jintao, Li Keqiang oder Vizepremier Hu Chunhua. Damals kam der Terminus tuan pai (团派) auf, was Liga-Fraktion bedeutet. Doch inzwischen hat die Kommunistische Jugendliga an Bedeutung und Einfluss verloren. In einem Artikel der „South China Morning Post“ (9. Mai) wird gefragt: „What sidelined China´s once powerful Communist Youth League?” Die Antwort hat viel mit dem Amtsantritt Xi Jinpings 2012 zu tun. Er setzte nicht – wie seine Vorgänger – auf die Jugendliga, sondern auf sein eigenes Netzwerk. Er und seine Gefolgsleute kritisierten – so schreibt die Post – die Jugendliga als zu bürokratisch und zu eigennützig. Außerdem hätten sie wenig Kontakt zur Basis. Dazu passt, dass – Zufall oder nicht – die Spitze der Jugendliga 2014 in einen Korruptionsskandal verwickelt war. Auch in Zahlen ist der Bedeutungsverlust der Jugendliga erkennbar: Die Zahl der Mitglieder fiel von 90 Millionen (2012) auf derzeit 73,5 Millionen (2022), das Budget sank von 600 Millionen Yuan (2015) auf aktuell 200 Millionen. Und mit Hu Chunhua verlor beim vergangenen Parteitag der letzte Jugendliga-Vertreter seinen Sitz im Politbüro.
No Comments Yet