Kürzlich hat der Verleger Thomas Rommerskirchen wieder mal zum Deutsch-Chinesischen Presseclub (dcp) geladen. Er hatte diese Reihe vor ein paar Jahren initiiert, weil er sich für den Austausch zwischen chinesischen und deutschen Journalisten einsetzt. In einer netten Location in der Berliner Friedrichstraße gab es Kölsch, Wein und Schnittchen. Doch Gastgeber Rommerskirchen war an dem Abend zerknirscht. Es waren zwar rund 20 chinesische Journalisten da, aber gerade mal drei deutsche. Es hagelte auf deutscher Seite Absagen – begründete, fadenscheinige und haarsträubende. Manche Medienvertreter wollten offenbar nicht mit Chinesen gesehen werden. Es könnte ja irgendwo im Netz ein Foto – Ich neben einem Chinesen – auftauchen. Kurze Zeit später erfahren wir, dass der Vertreter einer großen IHK nicht zu einem chinesischen Event wollte mit der Begründung, das sei derzeit nicht opportun. Mit Verlaub: Diese Berührungsängste sind paranoid, passen aber irgendwie in das inzwischen hierzulande herrschende Klima der Hysterie, in dem alles Chinesische unter Generalverdacht gestellt wird. Wir reden von mehr China-Kompetenz, verweigern uns aber dem Dialog, der uns wissender machte. Nicht Distanz, sondern Nähe ist angesagt. Nicht Funkstille, sondern Gesprächsbereitschaft. Da loben wir uns Jürgen Trittin, der soeben als erster Parlamentarier nach der Öffnung wieder nach China reiste, um sich schlicht vor Ort zu informieren. Wir loben auch die hier schon öfters kritisierte Außenministerin Annalena Baerbock, die sich Mitte April auf den Weg nach China machen wird. Leute, fahrt nach China, schaut euch mit eigenen Augen an, was dort passiert, und ihr werdet sehen, dass manches anders ist als ihr vorurteilsbeladen denkt. Und wenn ihr nicht fahren könnt und wollt, redet wenigstens mit Chinesen hierzulande. Es sind nicht alles Spione. Das war ein Scherz, den manche aber ernst meinen.
Wolfgang Hirn und Imke Vidal