CHINAHIRN liest…

China, mein Vater und ich von Felix Lee. Ich kenne Felix Lee schon seit vielen, vielen Jahren. Ich weiß auch, dass sein Vater Wenpo Lee einst als Ingenieur bei Volkwagen in Wolfsburg gearbeitet hat. Aber welchen Anteil er am frühen chinesischen Engagement von Volkswagen hatte, das war mir nicht klar. Jetzt weiß ich es, weil ich das neue Buch von Felix Lee gelesen habe. Es begann am 17. April 1978, als eine fünfköpfige Delegation unter Führung des damaligen Maschinenbauministers Yang Keng unangemeldet am Werkstor in Wolfsburg auftauchte und Wenpo Lee – der Ingenieur war als einziger VW-Beschäftigter der chinesischen Sprache mächtig – als Dolmetscher herangezogen wurde. Diese etwa surreale Begegnung veränderte Wenpo Lees Leben, aber auch den VW-Konzern, der heute rund 40 Prozent seines Umsatzes in China macht. Sohn Felix – langjähriger Redakteur und China-Korrespondent der taz, jetzt bei China.Table – hat für dieses Buch viele Stunden mit seinem heute 86jährigen Vater gesprochen, gemeinsam haben sie Dokumente und Fotos durchforstet. Heraus kam eines der besten deutschen China-Bücher, weil hier die persönliche(n) Geschichte(n) der Familie Lee aus Nanjing geschickt mit der jüngeren Geschichte Chinas verwoben wird und das zudem sehr gut und anekdotenreich erzählt wird – köstlich das Bärentatzen-Essen des VW-Vorstands in Changchun. Hier beobachtet China niemand von außen, hier ist man authentisch mittendrin. Und auch optisch heben sich Lees Erzählungen von den vielen anderen China-Büchern ab: Endlich mal kein Drachen auf dem Cover, sondern ein Käfer.

Info:

Felix Lee: China, mein Vater und ich, 256 Seiten, Ch. Links Verlag, 22 Euro.

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