Am 2. Mai wurde die 33jährige Influencerin in Hangzhou operiert. Die junge Frau war nicht krank, sie war nur unzufrieden mit ihrem Körper. Deshalb begab sie sich in eine Privatklinik – Fettabsaugen, Brust vergrößern. Zwei Monate später war sie tot: multiples Organversagen. Ihr Tod löste wieder einmal eine Debatte aus über den Schönheitswahn, dem viele junge Chinesinnen erliegen, und die vielen Kurpfuscher, die an diesem Wahnsinn verdienen. In China hat sich eine ganze Industrie entwickelt, die vornehmlich Frauen von ihren vermeintlichen Problemzonen befreien wollen. Darunter sind freilich viele Scharlatane, schlecht ausgebildet und häufig ohne Lizenz. Das Forschungsunternehmen iReseach schätzt, dass es in China rund 80 000 illegale Schönheitskliniken gibt, aber nur 13 000 legale. Das sei eine „dangerously, unchecked industry“, schreibt die Journalistin Jiayun Feng in SupChina. Das haben nun auch die Behörden anerkannt. Die lokale Health Commission in Hangzhou, wo der eingangs erwähnte Todesfall passierte, schloss die Klinik und ließ verlauten: „This incident is a wake-up call for us.“ Die National Health Commission (NHC) startete im Juni eine neue landesweite Kampagne gegen die illegalen Kliniken. Parallel dazu wehren sich immer mehr Frauen gegen die Pfuscherei an ihren Körpern. Die Klagen vor den Gerichten nehmen stark zu. Prominentester Fall war die Schauspielerin Gao Liu, deren Nasenspitze nach einer missratenen Operation schwarz wurde. Ganz bewusst stellte sie die schockierenden Fotos ihrer Nase in die sozialen Medien. Sie habe gehofft, dass sie durch die vierstündige Operation “schöner” würde, schrieb die 26jährige Schauspielerin Anfang Februar. „Ich ahnte nicht, dass sie der Beginn eines Albtraums sein würde.” Gao Liu hegte sogar Selbstmordgedanken. 61 Tage verbrachte sie anschließend im Krankenhaus, mehrere Engagements gingen ihr verloren. Wenigstens eine neue Rolle hat sie aber gefunden: die einer Warnerin vor den Gefahren einer Schönheitsoperation.
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