Es ist – wie immer – viel los im chinesischen Fußball. Beginnen wir mit der Beschreibung der Ereignisse auf dem grünen Rasen. In der Qualifikationsgruppe C für die Weltmeisterschaft 2027 in Nordamerika liegt das Team punktlos am Ende. Tiefpunkt war die 0:7-Schlappe am 5. September in Saitama gegen Japan. Ausgerechnet gegen Japan, den Erzrivalen! Häme und Spott wurden sowohl in den sozialen, aber auch staatlichen Medien über die Spieler und ihren Trainer, den Kroaten Branko Ivanković, gegossen. „This is the most shameful day for Chinese football“, schrieb ein erboster Fan auf Weibo. Doch es kam noch schlimmer. Nur ein paar Tage später unterlag China zuhause in Dalian Saudi-Arabien mit 1:2, obwohl der Gegner lange Zeit nur mit zehn Mann spielte. Die nächsten Gegner sind Australien (10. Oktober), Indonesien (15. Oktober) und Bahrain (14. November). Nur die zwei besten der Sechser-Gruppe qualifizieren sich direkt für die nächste Runde. Ich könnte wetten, dass China es wieder mal nicht zu einer WM schafft. +++ Der Austragungsort Dalian war auch Schauplatz einer Pressekonferenz der Chinese Football Association (CFA), in der Details einer zweijährigen Untersuchung bekanntgegeben wurden. 120 Spiele in diversen chinesischen Ligen wurden in dieser Zeit untersucht, 41 Clubs durchleuchtet. Das Ergebnis: Viele Spiele wurden manipuliert. Die Folge: 43 Personen – 38 Spieler und 5 Funktionäre – wurden lebenslang gesperrt. Unter den Spielern waren auch die Ex-Nationalspieler Jin Jingdao, Guo Tianyu und Gu Chao. Zwei ausländische Spieler – Son Jun-ho (Südkorea) und Ewolo Donovan (Kamerun) bekamen nur eine fünfjährige Sperre. +++ Es gibt aber auch einen Hoffnungsschimmer im düsteren chinesischen Fußball. Er leuchtet über Xi’an, der Hauptstadt von Shaanxi. Dort findet ein interessantes Experiment statt, das zum Vorbild für andere Vereine werden könnte. In Xi‘an hat sich mit dem Shaanxi Union FC zum erstenmal ein Fußballclub auf Mitgliederbasis konstituiert. Vorbild sind die europäischen Klubs, von denen viele eine starke Mitgliederbasis haben. Organisator dieses Modells in Xi‘an ist ein Fan, der sich das Pseudonym Langnike (das ist der chinesische Name des von ihm verehrten deutschen Fußballtrainers Ralf Rangnick) gegeben hat. Im April hatte der Club bereits über 15 000 Mitglieder. Doch die Mitgliedsbeiträge reichen alleine nicht aus, um den Spielbetrieb des Clubs, der in die Dritte Liga aufgestiegen ist, zu finanzieren. Deshalb wurde auf einer Mitgliederversammlung im September 2023 beschlossen, mit Qin Ying Sports einen Partner zu holen. Das Unternehmen, das Fußballplätze betreibt, hat die Mehrheit von 65 Prozent, die Mitglieder haben 35 Prozent. Inzwischen sollen sich auch andere chinesische Fußballvereine, hinter denen meist ein Unternehmen steckt, für dieses europäische Modell interessieren. Zum Beispiel der Zweitligist Liaoning Tieren F.C.
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