Jedes Jahr veröffentlicht das japanische Außenministerium das „Diplomatic Bluebook“. Am 14. April wurde die diesjährige Ausgabe dem Kabinett präsentiert. Natürlich wurde darin dem großen Nachbarn China viel Platz eingeräumt. Dabei wird das Verhältnis zu China sehr ambivalent beschrieben. Einerseits werden Chinas Aktivitäten in den Gewässern rund um Japan heftig kritisiert: “China is attempting to unilaterally change the status quo by force in the East China Sea and South China Sea … and is continuing and strengthening military activities around Japan, thus making the security environment around Japan the most severe and complex in the post-war era.” Andererseits strebt Japan mit China “a mutually beneficial relationship based on common strategic interest” an. Dieser Begriff stand zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder in einem Bluebook. Seine Erwähnung ist sicher auch ein Reflex auf das Gipfeltreffen zwischen Fumio Kishida und Xi Jinping am Rande der Apec-Konferenz in San Francisco im November 2023, wo die beiden den Begriff der gegenseitigen Zusammenarbeit bestätigten. Interessant ist auch die Wortwahl gegenüber Südkorea, mit dem Japan in verschiedenen Bereichen im Clinch liegt. Zum ersten Mal seit 14 Jahren wird das Land als „important neighbor“ eingestuft und angeregt „to broaden our partnership and cooperation in various fields, and to open a new era of cooperation.“ Chinas Regierung reagierte mit deutlichen Worten auf das Papier. Außenamtssprecher Lin Jian sprach von “cliches of smearing and accusing China, exaggerating the so-called China threat and unreasonably interfering in internal affairs”.
Info:
Das aktuelle Blue Book (allerdings nur in Japanisch): https://www.mofa.go.jp/mofaj/files/100653233.pdf
Hier ein Link zu den bisherigen Blue Books: https://www.mofa.go.jp/policy/other/bluebook/index.html