WIRTSCHAFT I Jörg Wuttke packt ein und aus

Jörg Wuttke war die Stimme der europäischen Wirtschaft in China. Auf ihn hörten Politiker in Berlin, Brüssel und auch Beijing. Journalisten befragten gerne den eloquenten Manager. Der wiederum redete gerne mit den Medienvertretern in aller Welt. Über 30 Jahre war er für die BASF in China. Bekannt wurde er vor allem als Gründer und langjähriger Präsident der Europäischen Handelskammer in China. Nun verlässt Wuttke das Land, wo seine drei Kinder geboren wurden. Die Familien zieht um nach Washington. Derzeit tourt der im Kraichgau aufgewachsene Wuttke durch Deutschland. Der ZEIT gab er ein interessantes Interview, aus dem ich gerne auszugsweise über ihn und seine Rolle zitiere.

Warum geht er weg? „Weil ich in China immer Ausländer bleibe…In China herrscht der Verdacht, dass man Ausländern nicht trauen kann. Jede kleinste Kritik wird sofort wird sofort als allgemeine Ablehnung Chinas gesehen. Da sind sie heute fast mimosenhaft. Früher waren sie viel selbstbewusster.

Zu seiner Rolle als EU-Kammerpräsident: „Ich war ein bisschen wie der Narr im Mittelalter am Hofe, der sagen durfte, dass der Kaiser keine Kleider hat. Ich habe nie als BASF-Vertreter in China gesprochen, sondern immer als EU-Kammerpräsident.“

Über die aktuelle Stimmung bei den deutschen Unternehmen: „In der Corona-Zeit haben viele einen Knacks in ihrem Verhältnis zu China bekommen. Auf einmal wurde man wie ein Aussätziger behandelt. Man durfte nicht mehr nach Hause fliegen, selbst wenn man schwer kranke oder strebende Verwandte besuchen wollte. Bei einem Inlandsflug haben sich Chinesen einmal bei der Stewardess beschwert, dass sie neben mir, einem Ausländer, sitzen mussten.

Über die aktuelle wirtschaftliche Lage: „Wachstumskrise, Immobilienkrise, Überalterung, Jugendarbeitslosigkeit – Die Stimmung ist gerade ganz unchinesisch pessimistisch.“

Was er nach seiner Pensionierung künftig machen wird: „Ich bin ein freier Mensch, ich habe keine Immobilien in China gekauft. Im Juli ziehe ich mit meinen drei Kindern nach Washington. Das wird ein Neubeginn. Ich werde dann bei einer strategischen Unternehmensberatung arbeiten und nebenbei noch unbezahlt bei einem Thinktank.“

Info:

Hier geht es zum Interview (das aber hinter einer Paywall ist): https://www.zeit.de/2023/49/chinesische-wirtschaft-peking-europa-basf-joerg-wuttke

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