Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Verbotene Stadt in Beijing ist längst zugänglich. Touristenströme wälzen sich täglich durch die Paläste mit ihren angeblich 9999 Zimmern. Nur ein paar hundert Meter weiter Richtung Westen gibt es die moderne Verbotene Stadt: Zhongnanhai, umgeben von dem mittleren (zhong hai) und südlichen See (nan hai). Dort residiert Chinas politische Elite. Hier darf wie einst in der Verbotenen Stadt kein Fußvolk rein. Die Herren (und wenigen Damen) wollen unter sich bleiben. Was sie dort machen, ob sie diskutieren, streiten oder gar Machtkämpfe austragen? Hu knows? Nichts dringt durch die Mauern nach draußen. Es ist wie einst in der Sowjetunion, als man auch nichts aus deren Machtzentrale, dem Kreml, erfuhr. Damals entstand die Kreml-Astrologie, das Orakeln über die Absichten der Kreml-Herrscher. Nun könnte man analog von der Zhongnanhai-Astrologie sprechen. Gerade in diesen Tagen vor dem 20. Parteitag der KP Chinas wird wieder kräftig spekuliert, was dort beschlossen werden könnte und wer hinter dem allmächtigen Xi Jinping weiter nach oben rückt. Unzählige Reports und Statements von Thinktanks in aller Welt wurden in den vergangenen Wochen veröffentlicht. Ich habe – bis auf zwei – Links zu diesen Kaffeesatzlesereien in dieser Ausgabe verzichtet, veröffentliche nur ein kleines Pflichtstück zum Parteitag und warte lieber dessen Ergebnisse und Reden ab. Danach wissen wir mehr. Deshalb wird in der nächsten Ausgabe von CHINAHIRN Ende Oktober ausführlich über den 20. Parteitag berichtet, und es werden dessen Ergebnisse analysiert und kommentiert – auch mit Unterstützung des ein oder anderen Zhongnanhai-Astrologen.

Wolfgang Hirn

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