Die chinesisch-russischen Beziehungen haben durch den Ukraine-Krieg eine völlig neue Bedeutung und Aufmerksamkeit erfahren. Das schlägt sich auch in den Publikationen zu diesem Thema nieder. Auf vier in diesen Tagen erschienene Bücher und Studien will ich besonders hinweisen. Da gibt es zunächst den Sammelband „Russia-China Relations“, herausgegeben von Sarah Kirchberger, Svenja Sinjen und Nils Wörmer. Er wurde vor dem Ukraine-Krieg fertiggestellt, aber das schmälert seine informative Leistung nicht. Das Buch versucht auf rund 300 Seiten Antworten – so die Herausgeber in ihrem Beitrag – auf folgende Fragen zu geben: „What is the potential for increased Sino-Russian cooperation based on their existing synergies? What obstacles stand in the way of fully exploiting these synergies? What is the impact of structural incentives and constraints on their cooperation? What is the likely broad trajectory of the bilateral relationship in light of all the above? What problems could ensue for NATO, and how could Western countries deal with them?”
In ihrem Buch “Perfect Imbalance” (200 Seiten, World Scientific, 60 Pfund) argumentiert Una Aleksandra Berzina-Čerenkova (Stradins Universität Riga), dass es zwar keine offizielle chinesisch-russische Allianz gibt, aber die Beziehung zwischen beiden Ländern weiter wachsen und sich zu einer “perfect imbalance” entwickeln wird.
Eine amerikanische Sicht der Dinge beschreiben David O. Shullman (The Atlantic Council) und Andrea Kendall-Taylor (Center for New American Security) in ihrem Beitrag „Best and Bosom Friends – Why China-Russia Ties will Deepen after Russia´s War on Ukraine“. Sie schreiben: „But make no mistake, China and Russia are fundamentally aligned – Moscow and Beijing share a view on the United States as their most security challenge.” Egal, wie der Ukraine-Krieg ausgeht, “Russia will indeed emerge as a weakened and more isolated state. This result will not, however, weaken its bonds with China.”
Wie man in China die Beziehungen nach Beginn des Kriegs einschätzt, kann man nachlesen in der Studie „Russia-Ukraine Crisis: Where Do We Go from Here?“. Dort kommen sechs Experten zweier renommierter Thinktanks zu Wort – vom Shanghai Institute for International Studies (SIIS) und vom Center for International Security and Strategy an der Tsinghua University (CISS). Die Beiträge geben einen guten Einblick in die innerchinesische Diskussion über den Krieg.
Info:
Den China Brief von Shullman/Kendall-Taylor gibt es hier: https://www.csis.org/analysis/best-and-bosom-friends-why-china-russia-ties-will-deepen-after-russias-war-ukraine
Die chinesische Perspektive kann man hier nachlesen: https://www.chinausfocus.com/report/ukraine/report.pdf
Das Buch „Russia-China Relations“ gibt es hier als Open-Source-Version: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-030-97012-3.pdf
Hier eine Diskussion mit Una Aleksandra Berzina-Čerenkova in der Academy of International Affairs NRW in Bonn: