WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologien (12). Heute: Zwickau

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Westsächsische Hochschule Zwickau dran.

Die Geschichte: Die Hochschule Zwickau hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Schon vor über 100 Jahren entstand dort eine Bergingenieurschule, aus der zu DDR-Zeiten eine Technische Hochschule wurde. Nach der Wende wurde die TH Zwickau 1992 geschlossen und zu einer Hochschule für Wirtschaft und Technik (FH) degradiert. 1996 wurde sie dann in Westsächsische Hochschule Zwickau umbenannt. Kurze Zeit danach wurde auch der Studiengang Wirtschaftssinologie installiert, der später zu einem Bachelor-Studiengang mutierte. 2019 erfolgte die Gründung des Ostasienzentrums. Es ist ein sogenanntes An-Institut, wie rechtlich selbständige Einrichtungen an Hochschulen genannt werden. Koordinator des Zentrums ist Professor Ralph Michael Wrobel, der seit 2004 an der Hochschule lehrt. Er sagt: „Wir haben so viele Asien-Aktivitäten an der Hochschule, die wir in dem Ostasienzentrum bündeln wollten.“

Die Lehrenden: Sie verteilen sich auf drei Bereiche: Sprache & Kultur, Technik & Digitalisierung sowie Wirtschaft & Gesellschaft. In Sprache & Kultur unterrichten die Professorinnen Hui-fang Chiao (Wirtschaftschinesisch) und Doris Weidemann (interkulturelles Training). Die Taiwanesin Chiao ist seit 2009, die Sinologin Wiedemann seit 2006 in Zwickau. Im Bereich Technik & Digitalisierung lehren Christian-Andreas Schumann (Wirtschaftsinformatik) und Teresa Werner (Qualitätsmanagement) und im Bereich Wirtschaft & Gesellschaft Ralph Michael Wrobel sowie Privatdozent Bernhard Seliger.

Das Studium: Der Bachelor-Studiengang in Zwickau hat einen langen Namen: Languages and Business Administration Chinesischsprachiger Kulturraum. Abgekürzt: LBA. „Er ist dem früheren Wirtschaftssinologie-Studiengang in der Grundstruktur sehr ähnlich“, sagt Wrobel. Er sei aber sehr gestrafft. Aber es ist nach wie vor eine Kombination aus Sprache, Wirtschaft und interkultureller Kommunikation. Insgesamt umfasst das Studium sieben Semester. Im 5. und 6. Semester ist ein Auslandsjahr vorgeschrieben, und zwar ein Semester Sprache und ein Semester Praktikum. Dazu hat Zwickau mehrere Partnerhochschulen in der Volksrepublik und in Taiwan. „Wir wollen verstärkt mit Taiwan kooperieren“, sagt Wrobel. Weil Zwickau in bester Fachhochschul-Manier sehr praxisnah ausbildet, gehen die meisten Absolventen anschließend in die Wirtschaft. Allerdings geht die Zahl der Studierenden in Zwickau zurück, und zwar quer durch alle Fakultäten. Das hat sicher auch etwas mit dem Image der Stadt, aber auch Sachsens zu tun. Um dieses zu verbessern, hat die Hochschule ein witziges Video gedreht, in dem eingangs die Frage gestellt wird: „Zwickau – echt? Da kann man studieren?“ Ja, man kann.

Info:

Hier geht es zur Homepage des Ostasienzentrums: https://www.ostasien-zwickau.de/

Am 30. April veranstaltet die Westsächsische Hochschule Zwickau von 9 bis 14 Uhr einen Hochschulinfotag.

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