ARTIKEL I Vermittler China

Kann China als Vermittler im Ukraine-Krieg auftreten? Um diese Frage zu beantworten, bemüht Harvard-Professor Joseph S. Nye in einem Beitrag für Project Syndicate zunächst eine historische Analogie. In den Jahren 1904 und 1905 wütete der russisch-japanische Krieg. Als Vermittler bot sich US-Präsident Teddy Roosevelt an. Er war erfolgreich und bekam dafür sogar 1906 den Friedensnobelpreis. Kann sich Geschichte wiederholen? Kann Xi Jinping heute den Roosevelt spielen, indem er zwischen Russland und dem Westen vermittelt? „Wird Xi den Mut haben?“ fragt Nye. Nein, antwortet er selbst. „China´s unwillingness to criticize Russia has left it sitting on the diplomatic sidelines.” Er sieht durch diese Haltung mehrere Nachteile für China. Erstens wird Chinas Glaubwürdigkeit beschädigt, weil sie bislang stets territoriale Integrität als ein wichtiges Prinzip betrachtet haben. Zweitens gerät China immer mehr in Konflikt mit der EU, mit der sie aber viel mehr Handel treibt als mit Russland. Drittens muss China den hohen Preis für Öl und Weizen bezahlen. Und viertens drohen China sogenannte Sekundär-Sanktionen, wenn es weiterhin zu Russland hält. Andererseits würde China – sollte es sich doch zu einer Vermittlerrolle durchringen – sein globales Image enorm verbessern. Nyes letzter Satz: “China could still change the dynamic by seizing its Teddy Roosevelt opportunity. But I doubt that it will.”

Info:

https://www.diplomaticourier.com/posts/why-china-wont-mediate-an-end-to-the-ukraine-war

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