Ende März 2014 beehrte Chinas Staatspräsident Xi Jinping die Ruhrmetropole Duisburg. Grund: Der erste Zug aus Chongqing rollte im Hafen der Stadt ein. Es war der Beginn einer immer enger werdenden Verbindung zwischen Duisburg und China. Heute ist Duisburg jede Woche für 60 Züge aus China Endstation. 120 chinesische Firmen haben sich in der Stadt angesiedelt, die chinesische Community ist auf rund 1300 Personen angewachsen. Diese wachsende China-Connection muss gemanagt werden. Deshalb hat die Stadt Duisburg ihre China-Aktivitäten neu aufgestellt: Neben dem China-Beauftragten gibt es nun – und das ist neu – auch einen Leiter des Referats China-Angelegenheiten, der direkt bei Oberbürgermeister Sören Link angesiedelt ist. Ehrenamtlicher China-Beauftragter ist seit Mai Markus Teuber (67) als Nachfolger von Johannes Pflug (75). Den neuen Posten des Referatsleiters hat Johannes Grünhage (38) inne. Er sagt: „Diese Konstellation ist einzigartig in Deutschland.“ Sie zeige, dass das Thema China für die Stadt Duisburg eine sehr wichtige Bedeutung habe. Grünhage ist gebürtiger Duisburger, hat an der Uni Duisburg-Essen Ostasienwissenschaften studiert, sammelte berufliche Erfahrungen auch in China. Markus Teuber war seit 1982 bei der Duisburger Hafen AG tätig, zuletzt als Generalbevollmächtigter bis zu seiner Pensionierung 2019. Teuber sagt: „Der OB hat mich mal den Außenminister genannt. Ich bin das Gesicht nach außen.“
Dann ist – um in der Terminologie zu bleiben – Grünhage der Innenminister. „Hier ist die Schnittstelle für alle China-Themen in Duisburg“, sagt Grünhage. Derzeit kümmert er sich vor allem um die weichen Standortfaktoren, sprich verständliche und effiziente Verwaltungsabläufe für Chinesen, die sich hier ansiedeln wollen. Wichtig seien auch das Thema China-affine Infrastruktur wie Freizeitmöglichkeiten und Restaurants. Vorbild ist das benachbarte Düsseldorf, das über die Jahrzehnte zu einer Japan-Town geworden ist, aber inzwischen auch eine starke China-Community hat. Als Konkurrenz zur Landeshauptstadt sieht Grünhage, der bis vor kurzem den Expat Service Desk der Stadt Düsseldorf leitete, Duisburg aber nicht. Im Gegenteil: Die beiden Städte würden sich ergänzen. In Düsseldorf siedeln sich vor allem chinesische Unternehmen der IT- und Telekom-Branchen an, in Duisburg vor allem E-Commerce- und Logistikfirmen. Neben diesen flankierenden Maßnahmen bei Neuansiedlungen gehöre auch die politische und strategische Beratung der Stadtspitze und der Verwaltung zu seinen Aufgaben, sagt Grünhage. Zusammen mit Teuber besucht er zum Beispiel die Fraktionen des Stadtrats, um sie von dem China-Engagement der Stadt zu überzeugen. Widerspruch haben sie dort bislang nicht erfahren. Teuber sagt: „Viele sehen das als Chance für die Stadt an, die ja dringend neue Arbeitsplätze braucht.“ Auf Distanz zu China zu gehen, hält er für falsch: „Wir müssen die Kontakte zu den Chinesen halten und ausbauen.“ Dazu bietet das nächste Jahr besonders viel Gelegenheit. Denn dann feiert Duisburg 40 Jahre Städtepartnerschaft mit Wuhan. Grünhage: „Da haben wir viele Projekte in der Planung.“