HU IS HU I Fox Butterfield, der das erste China-Büro der New York Times eröffnete

In den 70er Jahren kam es zur Annäherung zwischen den USA und China. Die politische Großwetterlage stellte sich damals so dar: Die USA befanden sich mit der Sowjetunion im Kalten Krieg und zwischen China und der UdSSR gab es ebenfalls Spannungen. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, sagten sich die Amerikaner. So kam es 1972 zum berühmten Nixon-Besuch in Beijing. Es dauerte aber sieben Jahre, bis 1979 diplomatische Beziehungen aufgenommen wurden. Schon ein Jahr vorher, 1978, durften die ersten amerikanischen Korrespondenten ins Land.

Der heute 85 Jahre alte Fox Butterfield war der erste Bürochef der New York Times. Im Dezember 1978 kam er mit einem Touristenvisum in Beijing an. Er blieb zwei Jahre, über die er danach ein Buch geschrieben („China: Alive in the Bitter Sea“, erschienen 1982) und soeben dem Podcast „Peking Hotel“ ein ausführliches Interview gegeben hat. In eben diesem Peking Hotel lebte und arbeitete Butterfield damals. Wohnungen für Ausländer gab es zu der Zeit nicht. So bezog er ein Zimmer auf der dritten Etage des damals ersten Hauses am Platze. Auch die Kollegen der Washington Post und Los Angeles Times wohnten dort. „Das Hotel war voll, aber komfortabel“, erinnert sich Butterfield, „die meisten Gäste wohnten hier.“ Es waren meist Diplomaten und Journalisten. Man traf sich in den Bars und Restaurants. „Das Hotel war deshalb der Umschlagplatz für Informationen.“ Mit Chinesen hingegen ins Gespräch zu kommen, war schwierig. Die Kulturrevolution war gerade beendet, die Scheu vor den „fremden Teufeln“ war immer noch da. Die wenigen, die reden wollten, durften nicht ins Hotel, geschweige in sein Büro. Butterfield traf sie außerhalb in Parks und Restaurants. „Die besten Erfahrungen machte ich in den Zügen“, sagt Butterfield. Dort mussten sie sich neben den Ausländer setzen, der prompt mit ihnen ein Gespräch begann (Butterfield hatte Chinesisch studiert). Kontakte zu Offiziellen waren ebenfalls „extrem schwer“ zu bekommen. Am leichtesten war es mit den Kindern der Kader. Sie sprachen zum Teil Englisch und waren neugierig auf die USA, auch weil sie dort eventuell mal studieren wollten.

Butterfield war sich klar, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wurde und dass sein Assistent Berichte über ihn schreiben musste. Amüsiert erzählt er die Story, als er den Hörer abnahm und die Stimme nach seinem Assistenten fragte. Er sagte, dass dieser nicht da sei, worauf ihn der unbekannte Anrufer bat: „Tell him when he comes back that he doesn’t have to make his report on the foreigner today.” Auch die ausgehenden Berichte des Korrespondenten wurden vorher gelesen. Er musste sie am Telegrafenamt abgeben, wo der Bericht dann als Telegramm verschickt wurde. Eine teure Angelegenheit, denn man hatte pro Wort zu bezahlen. Die Zentrale in New York hielt Butterfield deswegen an, seine Berichte kurz zu halten. Meist bestanden sie aus 600 bis 700 Worten.

Länger fassen konnte er sich allerdings in seinem Buch. Den Vertrag hatte er schon vor seiner Abreise nach Beijing in der Tasche. Doch dort kam er nicht zum Schreiben. Erst nach zwei Jahren, nach seiner Rückkehr in die USA hatte er dazu Zeit und Muße: „Ich kaufte mir ein Haus in Boston und schrieb von morgens bis abends.“ Das Buch sei nicht kritisch gewesen, sagt er. Er habe eben nur beschrieben, was in China gerade passierte. Trotzdem gefiel es der chinesischen Regierung nicht: „Sie betrachtete mich als fan hua(反华, anti-China).“ Butterfield reiste danach nur noch einmal nach China.

Er wurde ein bekannter Autor der New York Times, der sich vor allem auf amerikanische Themen und Stories konzentrierte. Er schrieb die erste Story auf der Titelseite über Barack Obama, als der noch ein Student in Harvard war. Und er begleitete häufig den jungen Donald Trump Ende der 80er Jahre, ging zu Partys im Trump Tower – bis ihm seine Frau Elizabeth sagte: “You’ve just got to stop talking to this guy. Tell him to stop calling.” Heute sagt Butterfield über die weise Voraussicht seiner Frau: “This was way before what we are seeing now. I never could believe that he really would become president.”

Info:

Hier das Gespräch Fox Butterfields mit Peking Hotel in voller Länge: https://pekinghotel.substack.com/p/my-china-journey-with-fox-butterfield

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