Jack Forsdike (27) stammt aus Yorkshire im Norden Englands. Er studierte moderne Sprache an der University of Manchester. Während des Studiums verbrachte er auch ein Jahr in Beijing und fand Gefallen an dem Land. So war für ihn klar, dass er nach seinem Abschluss einen Job in diesem Land suchen wollte. Doch als er 2020 mit seinem Studium fertig war, kam Corona und es wurde erstmal nichts mit einem Berufsstart in China. Doch er blieb dran. Mitte 2022 bot sich ihm die Chance, bei NetEase einzusteigen, NetEase ist ein führendes Internetunternehmen, das unter anderem auch Online-Spiele herstellt. Das war ideal für Forsdike, war er doch selbst ein Spieler. Schon. Mit sechs Jahren spielter er Pokemon auf seinem Nintendo. Bei NetEase arbeitete er zunächst als Übersetzer und Dolmetscher. Der NetEase Campus bot viel Abwechslung – mehrere gute Restaurants, zwei Gyms und einen Tennisplatz auf dem Dach. Zum Jahresbeginn 2024 wurde er dann gefragt, ob er an der Entwicklung eines neuen Spiels mitarbeiten möchte. Klar, das war sein Traum. Der Zeitplan war freilich tough: In sechs Monaten sollte das neue Spiel fertig sein. Die Personalabteilung warnte ihn, dass das Entwicklungsteam im 996-Rhythmus arbeitete. 996 bedeutet: arbeiten von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends -und das sechs Tage die Woche. Forsdike nahm es zur Kenntnis, machte sich aber keine großen Gedanken: „Terms like 996 was just abstract concept that I´d heard of.“ Zunächst ließen ihm die chinesischen Teamkollegen etwas Einarbeitungszeit. Während die Kollegen auch noch bis nach 21 Uhr arbeiteten, durfte er früher gehen und auch mal samstags aussetzen. Doch dann wurde es auch für ihn immer arbeitsintensiver. Im April habe er 20 Tage hintereinander gearbeitet, oft bis nach 21 Uhr, sagt er dem Online-Magazin Sixth Tone. Im Juni schmiss er hin und postete parallel sein Schicksal auf Xiaohonghsu, einer der beliebtesten sozialen Medienseiten. Er stellte Fotos von sich ins Netz, auf denen jeder den Unterschied sehen konnte – ein glücklicher Jack vor Beginn seiner Tätigkeit und ein frustrierter Jack mit aufgedunsenem Gesicht („Ich sehe aus wie eine Kartoffel“) am Ende seines Jobs. Dazu stellte er die rhetorische Frage: „Why did I come to China to work?” Die Posts auf Xiaohongshu wurden ein Riesenerfolg. Millionen Chinesen clickten sie an, Zehntausende kommentierten sie. Medien im In- und Ausland berichteten über ihn. Er selber lässt es im Moment ruhig angehen – und reist mit Freundin durchs Land.
Info:
Hier die Story über Jack Forsdike in Sixth Tone: https://www.sixthtone.com/news/1015826