Täglich fliegt China Southern von Beijing nach London Heathrow. Der Airbus mit der Flugnummer 673 brauchte am 7. August für die Strecke 10 Stunden 13 Minuten. British Airways benötigt für den gleichen Weg hingegen 12 Stunden und 41 Minuten, also fast zweieinhalb Stunden mehr (die Zahlen stammen von dem Flugbeobachter Flightradar24). Wie kann das sein? Ganz einfach: Die Maschine von China Southern darf über Russland fliegen, der Flieger von British Airways muss einen Umweg südlich von Russland Richtung Europa fliegen. Alle westlichen Airlines haben wegen des Ukraine-Krieges Flugverbot über russischem Gebiet, die chinesischen hingegen nicht. Dies wird zunehmend zu einem Wettbewerbsnachteil und damit zu einem Problem für die westlichen Fluggesellschaften, die Richtung Asien fliegen. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben viele westliche Airlines – auch die deutsche Lufthansa – Asien zu ihrem Wachstumsmarkt erklärt. Finnair setzte sogar massiv auf Asien, weil Helsinki nun mal geographisch günstig liegt und deshalb die kürzesten Flugzeiten zum Beispiel nach China anbieten konnte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen reduzieren viele europäische Airlines die Zahl ihrer Verbindungen nach China, während die chinesische Konkurrenz powert. Das Handelsblatt machte in seiner Ausgabe vom 26. August das Thema zur Titelgeschichte. „Vorteil für Chinas Airlines“ lautete die Überschrift auf Seite Eins. Das Blatt wertete Zahlen des Dienstleisters Cirium aus. Sie analysierten die Flüge zwischen vier europäischen Städten (Frankfurt, München, London und Paris) sowie den beiden chinesischen Metropolen Beijing und Shanghai. Das Ergebnis: Die chinesischen Airlines weiteten auf diesen Strecken zwischen Europa und China das Sitzplatz-Angebot seit 2019 um 30 Prozent aus, während das Angebot der drei europäischen Airlines Lufthansa, British Airways und Air France um fast 40 Prozent zurückging. Lufthansa-Chef Carsten Spohr spricht laut Reuters von „overcapacity provided by Chinese carriers“. Dieses Überangebot der Chinesen führt zu Preissenkungen. Air China verschickte Ende August E-Mails, in denen Sonderangebote für Flüge von Deutschland nach China verkündet wurden. Zu allem Übel für die europäischen Airlines mischen sich auch die nahöstlichen Fluglinien immer stärker in den Flugverkehr mit China ein. So ist Emirates wieder bei seinen Flügen nach China bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau. Kuwait Airways hat die Zahl der Verbindungen erhöht. Und Gulf Air fliegt seit Mai zum ersten Mal zwei chinesische Städte an.
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