Ein dramatisches Bild zeichnet Heribert Dieter (Stiftung Wissenschaft und Politik) angesichts des Bevölkerungsrückgangs in China. In einem Beitrag für die Neue Züricher Zeitung (24. August) schreibt er: „Was die Demografie anbetrifft, hat die VR China das geopolitische Ringen mit dem Westen im Grunde schon verloren.“ Ein Land mit geopolitischen Ambitionen benötige eine wachsende oder zumindest stabile Bevölkerung. Aber das sei bei China nicht gegeben. Dieter verweist auf neue UN-Schätzungen über die Bevölkerungsentwicklung Chinas. In diesen wurden drei Szenarien entwickelt. Im extremsten Falle sinkt Chinas Bevölkerung bis zum Jahr 2100 auf 412,9 Millionen, im positivsten Szenario nur auf 956,8 Millionen. Am realistischsten ist das mittlere Szenario mit einem Rückgang auf 640 Millionen. Heute beträgt die Bevölkerungszahl Chinas noch 1,4 Milliarden Menschen. Für Dieter hat der zu erwartende Rückgang auch außenpolitische Implikationen. Er fragt eher rhetorisch: „Wird Peking in einigen Jahrzehnten noch das militärische Personal und die wirtschaftlichen Ressourcen für eine expansive Außenpolitik haben?“ Eine Masseneinwanderung könnte den demographischen Niedergang stoppen, sagt Dieter. Aber er fügt gleich hinzu, dass er eine solche für unrealistisch hält: „Die Han-Chinesen ziehen es vor, unter sich zu bleiben.“
Info:
Hier der Kommentar von Heribert Dieter in der Neuen Züricher Zeitung: https://www.nzz.ch/meinung/krise-der-demographie-die-einsamkeit-der-chinesen-in-den-kommenden-tagen-ld.1840893