Zwischen China und den USA tobt ein Chip War, so der Titel des Bestsellers von Chris Miller. Die amerikanische Regierung unter Joe Biden hat richtig erkannt, dass die Chip-Produktion die Achillesferse der chinesischen Wirtschaft ist. Bei der Entwicklung und Produktion dieser kleinen Wunderdinge, die inzwischen in fast jedem Produkt stecken, hinkt China hinterher. Vor allem hochwertige Chips muss China importieren – aus Korea, Japan, Taiwan und den USA. Und genau diese Importe versuchen die USA zu unterbinden. Deshalb hat die Biden-Regierung Sanktionen gegen Firmen verkündet, die China beliefern. Auch das niederländische Unternehmen ASML, das weltweit nahezu konkurrenzlos die besten Chip-Produktionsmaschinen herstellt, darf nach dem Verdikt der USA zumindest ihre wertvollsten Maschinen nicht mehr nach China verkaufen.
Und wie reagiert China auf diese Sanktionen? Die Regierung unternimmt massive Anstrengungen, um ihre eigene Chipindustrie zu entwickeln und auf internationales Niveau zu hieven. Sie bzw. die staatlichen Banken schießen deshalb viel Geld in diese Branche. Soeben wurde der dritte China Integrated Circuit Industry Investment Fund (“Big Fund III”) aufgelegt. Sein Volumen beträgt 344 Milliarden Yuan (47,5 Milliarden Dollar). Schon die beiden ersten Funds hatten eine ähnliche Dimension. Wo soviel Geld fließt, steigt auch die Gefahr der Korruption. Immer wieder kam es deshalb bei den Funds zu Korruptionsfällen, auch an deren Spitze. Vor zwei Jahre wurde Fund-Manager Ding Wenwu angeklagt. Seitdem führt Zhang Xin, ein hoher Beamter des Industrieministeriums MIIT, den Fund.
Wie weit China bei der Aufholjagd ist, lässt sich nur vermuten. Gemessen wird der Fortschritt in der Chipindustrie in Nanometern (nm). Je kleiner, desto besser. Aktuell sind die besten Firmen – und die sitzen in Taiwan (TSMC) und Korea (Samsung) – bei 3nm angelangt und forschen schon an 1,5nm. Chinas Chipunternehmen – so wird vermutet – sollen sich erst bei 7nm-Chips befinden. Doch just in diesen Tagen meldet die amerikanische Tech-Website Tom´s Hardware, dass der chinesische Hightech-Konzern Huawei zusammen mit Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) eine Fertigung von 3nm-Chips plane. Die in Shanghai ansässige SMIC ist einer der Profiteure der massiven staatlichen Unterstützung. Noch sind das unbestätigte Gerüchte, die auch schon im April von Nikkei Weekly gestreut wurden. Aber sie zeigen die Tendenz: China holt bei der Chip-Entwicklung auf, und zwar schneller als viele in den USA denken. Wie so oft, erweisen sich auch in diesem Falle der Chips Sanktionen als offenbar kontraproduktiv.
Info:
Hier der Artikel in Tom´s Hardware: https://www.tomshardware.com/tech-industry/huawei-patent-reveals-3nm-class-process-technology-plans-china-continues-to-move-forward-despite-us-sanctions