Vom 27. Juli bis 10. August werden im Paris Expo Porte de Versailles die Tischtenniswettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen. Danach wird sich ein Mann verabschieden, der diesen Sport fast zwei Jahrzehnte lang geprägt hat: Ma Long (35). Es werden seine vierten Olympischen Spiele sein. Zweimal gewann er den Einzelwettbewerb – 2018 in Rio und 2022 in Tokio. In Paris kann er den Titel aber nicht verteidigen. Denn er wurde vom chinesischen Verband nicht als Einzelstarter nominiert. Die innerchinesische Konkurrenz mit Wang Chuqin und Fan Zhendong war zu groß. Aber Ma Long darf im Mannschaftswettbewerb starten. Und da gehört China – wie immer – zu den Favoriten, so dass Ma Long seiner Medaillensammlung eine weitere Goldene hinzufügen könnte.
Insgesamt 14mal war Ma Long Weltmeister, im Team, im Doppel und im Einzel. Zum ersten Mal mit 17 Jahren, als er 2006 in Bremen im siegreichen chinesischen Team war. Dreimal war er Einzelweltmeister: 2015, 2017 und 2019. Kein Spieler stand länger an der Spitze der Weltrangliste. Insgesamt 64 Monate hatte er diese Pol-Position inne. Nach dem März 2015 war er für 34 Monate ununterbrochen die globale Nummer Eins. In dieser Zeit befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Man nannte ihn respektvoll „The Dictator“ oder „The Dragon“.
Diese Superlative passen eigentlich gar nicht zu dem eher scheuen, zurückhaltenden Ma. Über sein Privatleben ist wenig bekannt. 2017 heiratete er seine Jugendliebe Xia Lu. Sie haben einen Sohn. Sein Vermögen wird auf über 20 Millionen Dollar geschätzt. Bereits mit fünf Jahren begann er in seiner Heimatstadt Anshan, einer grauen Stahlstadt im Nordosten Chinas, Tischtennis zu spielen. Mit sieben oder acht Jahren – so genau weiß er es selber nicht mehr – gewann er seine ersten Turniere. Sein erstes Preisgeld betrug damals 300 Yuan. Mit elf Jahren zog er nach Shenyang, der Hauptstadt seiner Heimatprovinz Liaoning. Ein paar Jahre später wechselte er ins nationale Leistungszentrum nach Beijing, wo seine internationale Karriere begann.
Ma Long ist mit der deutschen Tischtennislegende Timo Boll (43) befreundet. Sie kennen sich aus vielen Duellen. 25mal trafen sie aufeinander, 21mal gewann Ma. Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Suzhou und 2017 in Düsseldorf traten die beiden sogar gemeinsam auf. Als „Legendendoppel“ scheiterten sie jedoch bei beiden Meisterschaften vorzeitig. Aber das hat ihrem Status nicht geschadet. Nach Olympia in Paris werden beide aufhören – als Legenden dieses Sports.
Info:
Hier eine Dokumentation über Ma Longs Karriere: https://www.youtube.com/watch?v=-NpdSsID3Js