Am 17. April wird China Southern den Flugbetrieb zwischen Shenzhen und Mexico City aufnehmen. Zweimal wöchentlich wird dann ein Jet der größten Airline der Welt auf der 7629 Kilometer langen Strecke über den Pazifik pendeln. Es werden aber wohl kaum Touristen in diesen Fliegern sitzen, sondern Geschäftsleute. Diese Flugverbindung ist ein Indiz für die zunehmenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Mexiko. Ein weiterer und noch bedeutsamerer Beweis spielt sich auf dem Wasser ab: Der Container-Verkehr zwischen chinesischen und mexikanischen Häfen nimmt rapide zu. Allein im Januar um 60 Prozent. Keine Schiffsroute wächst schneller, sagt Peter Sand, Chefanalyst bei der Fracht-Plattform Xeneta.
Was steckt hinter dem Boom? Mexiko ist Teil des United States–Mexico–Canada–Agreement (USMCA), dessen Vorläufer das North American Free Trade Agreement (NAFTA) war. Zwischen diesen Ländern herrscht nahezu Zollfreiheit. Mexiko ist deshalb ein attraktiver Standort, der sich ideal als Sprungbrett in den US-amerikanischen Markt anbietet. Dies nutzen immer mehr Unternehmen, indem sie im wesentlich kostengünstigeren Mexiko produzieren und die Produkte dann in die USA exportieren. Deshalb erlebt Mexiko gerade einen Boom. Im vergangenen Jahr hat Mexiko daher China als größten Handelspartner der USA abgelöst. Was die Statistik allerdings verschweigt: In den mexikanischen Exporten steckt viel China. Denn inzwischen haben viele chinesische Firmen in Mexiko investiert. Ihre Exporte tauchen als mexikanische in der Handelsstatistik auf.
Kenneth Rapoza (Coalition for a Prosperous America) schreibt: “Mexico is fast becoming a new hub for Chinese offshore investments and exports.” Der Computerhersteller Lenovo, der Baumaschinenkonzern Lingong Heavy Machinery und der Möbelfabrikant Man Wah sind bereits vor Ort. In der Nähe der nördlichen Industriemetropole Monterrey entsteht ein gigantischer chinesischer Industriepark, in dem zum Beispiel der Elektronikkonzern Hisense produziert.
Und auch die chinesischen Autobauer haben längst ein Auge auf Mexiko geworfen. Bislang exportieren sie nur dorthin, aber der weltgrößte Hersteller von Elektroautos, BYD, war schon auf Standortsuche für eine Fabrik mit einer Kapazität von zunächst 150 000 Autos. Die Bundesstaaten Nueva León, Jalisco und Hidalgo scheinen Interesse zu haben. Das alarmiert allerdings die USA, die Angst vor chinesischen Autos Made in Mexico haben. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Dayton (Ohio) sprach Donald Trump seinen Freund Xi Jinping direkt an, als ob dieser entscheidet, wo BYD & Co ihre Werke bauen: „Those big monster car manufacturing plants you are building in Mexico right now and you think you are going to get that – not hire Americans and you`ve going to sell that car to us, no. We are going to put a 100% tariff on every car that comes across the lot.” Und in Erinnerung an seinen republikanischen Vorgänger Ronald Reagan, der in den 70er Jahren die japanischen Autohersteller in die USA mehr oder weniger zwangsweise einlud, schlägt Trump den chinesischen Autobauern vor, doch lieber gleich in die USA zu kommen: „If they want to build a plant in Michigan, in Ohio, in South Carolina, they can, using American workers, they can.“