Taiwan ist inzwischen ein begehrtes Ziel von ausländischen Journalisten. Allein zur Wahl im Januar flogen über 200 Medienleute aus 28 Ländern ein. Weil viele sich dort nicht auskennen und auch die Sprache nicht sprechen, sind sie bei ihren Recherchen auf sogenannte Fixer (manche sagen auch Stringer) angewiesen, die ihnen Gesprächspartner vermitteln und sie zu bestimmten Locations führen. Clarissa Wei, im Hauptberuf Freelancerin, ist eine solche Fixerin. In einem Beitrag für Foreign Policy schreibt sie über ihre Erfahrungen mit diesen ausländischen „Parachute“-Journalisten. Es ist wenig schmeichelhaft, was sie über ihre Auftraggeber schreibt. Viele kämen mit vorgefertigten Meinungen, die sie in Ort und Bild bestätigt haben wollen. Sie betrachteten Taiwan als ein Land im Vorkriegs-Zustand. Wei: „Most TV producers want access to a shooting range, a bomb shelter, or a military camp.“ Viele ihrer journalistischen Kunden seien überrascht, “when the settings are not as bombastic as they hoped.“ Der Durchschnitts-Taiwanese denke eben nicht jeden Tag an China: „Daily life in Taiwan is shockingly normal.” Was Clarissa Wei schreibt, ist keine Einzelmeinung. In einem ähnlichen Tenor wurde am 14. Januar ein „Statement from a group of stringers and local journalists based in Taiwan” veröffentlicht. Darin berichten diese von “numerous unfavorable experiences with foreign journalists“, unter anderem von Druck auf Interviewpartner, um die erhofften Antworten zu erhalten.
Info:
Hier der Artikel von Clarissa Wei in Foreign Policy:
Und hier das “Statement from a group of stringers and local journalists based in Taiwan” auf X: https://twitter.com/AdrienSimorre/status/1746465284301734188