1989 kam Stephen Roach (78) zum ersten Mal nach Hongkong. Er landete damals noch auf dem alten Flughafen Kai Tak. Sein erster Eindruck von der Metropole: „I was immediately taken with the extraordinary energy of the business community.“ Lange Zeit lebte er in Hongkong, wo er Asien-Chef der Investmentbank Morgan Stanley war. Roach galt lange Zeit als ein Hongkong- und China-Versteher. Und jetzt? In der Financial Times vom 12. Februar schrieb er einen Abgesang auf Hongkong mit dem Titel: „It pains me to say Hong Kong is over“. Der Banker macht seine These am Niedergang der Börse fest: „Hong Kong has the worst-performing major stock markets in the world.“ Seit 1997 sei der Hang-Seng-Index nur um fünf Prozent gestiegen, während sich der S&P-500 vervierfacht habe. Den Niedergang Hongkongs macht Roach, der heute noch an der Yale University lehrt, an drei Faktoren fest: Erstens an der einheimischen Politik. Die ersten 20 Jahre nach dem Handover 1997 sei die politische Szene Hongkongs relativ stabil gewesen. Dann sei aber unter Regierungschefin Carrie Lam durch das Auslieferungsabkommen mit China die Stimmung gekippt. Als zweites nennt Roach den China-Faktor. Die negative Lage der chinesischen Wirtschaft würde auch auf Hongkong ausstrahlen. Und drittens haben globale Entwicklungen – allen voran die China-USA Rivalität – ihre Spuren hinterlassen. Hoffnung, dass sich das in nächster Zeit ändern wird, macht sich Roach nicht: „There is no easy way out for Hong Kong from the interplay between these three developments.“
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