KULTUR I Der Picasso des Ostens

Vor ein paar Jahren fragte The New York Times eher rhetorisch: „Who is the biggest-selling artist on auction?” Welcher Künstler erzielt die höchsten Preise bei Auktionen? Die wenigsten hätten die Frage richtig beantworten können. Denn die Antwort lautet:  Zhang Daqian. Im Dezember waren gerade in Hongkong mehrere seiner Werke unter dem Hammer der Sotheby´s Auktionatoren und erzielten einen Verkaufspreis von knapp 38 Millionen US-Dollar.

Wer ist bzw. war dieser Zhang Daqian, den im Westen sehr wenige, aber auch in der Volksrepublik nur ein paar mehr kennen? Aber, die ihn kennen, bezeichnen ihn als Picasso des Ostens. Xu Beihong – selbst ein großer Maler im 20. Jahrhundert – nannte ihn „den größten chinesischen Maler der letzten 500 Jahre“. Warum kennen trotz dieser Lobeshymnen nur so wenige diesen Künstler? Diese unfassbare Frage stellte sich auch im Jahre 2011 Zhang Weimin, Filmprofessorin an der San Francisco State University. Diese Figur reizte sie. Und so begann sie damals ein Filmprojekt über Zhang Daqian. „To me, it was like a mission“, sagte sie gegenüber der South China Morning Post. Elf Jahre arbeitete sie an der Mission, bis sie endlich einen 100minütigen Dokumentarfilm präsentierte: „Of Color & Ink: Chang Dai-Chien After 1949“. Premiere hatte der Film am 8. Dezember 2023 im Hongkong Palace Museum.

1949 verließ Zhang China. Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits eine Karriere als Maler hinter sich, der ein breites Spektrum an Techniken beherrschte und praktizierte. Nachdem er eineinhalb Jahre im indischen Darjeeling verbracht hatte, landetet er 1952 in Argentinien, ehe er sich dann 1954 in Brasilien niederließ, wo er in der Nähe von Sao Paulo den idyllischen Eight Virtues Garden kreierte, wo er mit Frau, sieben Kindern und noch mehr Tieren seiner künstlerischen Tätigkeit nachging. Während dieser brasilianischen Zeit fanden auch seine ersten Solo-Ausstellungen in Europa statt, unter anderem im Musée d´Art Moderne de Paris. Er war oft in der französischen Metropole, traf dort auch immer wieder Picasso. Teile von Zhangs Werken hatten durchaus expressionistische Züge. Zhang Daqian war ein Brückenbauer zwischen Ost und West, aber auch zwischen chinesischer Tradition und Moderne. Er fühlte sich immer seinem Heimatland verbunden, aber es war ihm nicht vergönnt es zu besuchen. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er wenigstens in der Nähe – auf Taiwan, wo er 1983 starb.

Info:

Mehr über den Film, aber auch über den Künstler Zhang Daqian auf dieser Homepage: 

https://www.changdaichienfilm.com/

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