Jörn Andersen (60) ist ein Mann für historische Momente. Der Norweger war der erste ausländische Bundesliga-Torschützenkönig (1989/90 für die Frankfurter Eintracht). Und er war der erste Bundesliga-Trainer, der vor dem ersten Spieltag gefeuert wurde (bei Mainz 05). Nun hat er wieder Geschichte geschrieben: Sein Team, die Nationalmannschaft Hongkongs, besiegte nach über 30 Jahren wieder einmal die Volksrepublik China. In einem Freundschaftsspiel in Abu Dhabi mit 2:1. Warum trafen sich die beiden Teams in Abu Dhabi? Weil sie sich in der Golfregion auf den Asien Cup vorbereiteten, der am Freitag in Qatar begann. Das kleine Hongkong ist seit 1968 zum ersten Mal wieder bei dieser Kontinentalmeisterschaft dabei, während das große China dort Dauergast ist. Dass Hongkong dieses Endturnier erreichte, ist sicher ein Verdienst von Jörn Andersen, der das Team seit November 2021 betreut. Der Trainer-Vagabund, der auch einige deutsche Stationen aufzuweisen hat, trieb sich zuletzt in Asien herum, das für ihn so etwas wie die zweite Heimat geworden ist. Zwei Jahre lang war er Nationaltrainer Nordkoreas, danach betreute er den südkoreanischen Erstligisten Incheon United. Der Norweger sagt über die Asiaten: „Ich liebe die Asiaten und deren Mentalität.“ Sie seien sehr offen und wissbegierig, erklärte er gegenüber dem Onlineportal transfermarkt.
Seit über zwei Jahren ist er nun Trainer in Hongkong. Es war ein schwieriger Start damals mitten in Pandemiezeiten: „Es gab eine Vielzahl von Beschränkungen, an ein normales Mannschaftstraining war nicht zu denken.“ Dazu kam im ersten Spiel eine 0:2-Niederlage gegen Malaysia. Er wollte schon nach wenigen Wochen hinschmeißen. Doch er kämpfte sich durch und veränderte die Mentalität seines Teams. „Hongkong hat die letzten 20 Jahre ausschließlich Defensivfußball gespielt“, analysierte er. Die Devise war: ja nicht zu hoch verlieren. Unter Andersen entdeckte das Team auch seine Offensivqualitäten. Der Lohn: die Teilnahme am Asien-Cup. In Qatar spielt Hongkong in der Gruppe C und trifft dort auf den Iran, Palästina und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Um eine Runde weiter, also ins Achtelfinale, zu gelangen, müsste Andersens Team mindestens Dritter werden und dann zu den besten vier Dritten gehören. Ein Weiterkommen wäre ein großer Erfolg für Andersens Team.
Für die VR China hingegen ist das Erreichen des Achtelfinales ein Minimalziel. China trifft in der Gruppe A auf Gastgeber und Titelverteidiger Qatar, den Libanon und Tadschikistan. Das Team des serbischen Trainers Aleksander Jankovic hat sich zwei Wochen in Abu Dhabi vorbereitet und akklimatisiert, ehe es am 7. Januar in Doha angekommen ist. Jankovic ist seit Februar 2023 im Amt. Er betreute zuvor diverse Jugendteams des chinesischen Fußballverbandes. Er intergierte deshalb einige junge Spieler und sagt: „We have picked young and experienced players.“ Doch die Vorbereitung lief für das gemischte Team nicht optimal. Nach der Pleite gegen Hongkong gab es auch eine 0:2-Niederlageg gegen den Oman.
Die chinesische Erfolgslosigkeit setzte sich im ersten Spiel des Asien Cups fort. Gegen den Debütanten Tadschikistan gab es am 13. Januar nur ein müdes 0:0. Und auch Hongkong startete einen Tag später wenig erfolgreich in das Turnier. Gegen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) setzte es für das Team von Jörn Andersen eine 1:3-Niederlage.