POLITIK I China und Afrika

Am 13. Januar traf Chinas Außenminister Wang Yi in Kairo ein. Danach flog er nach Tunesien, Togo und die Elfenbeinküste weiter. Vier afrikanische Länder in sechs Tagen. Ein solches Programm hat Tradition in den chinesisch-afrikanischen Beziehungen. Zu Beginn jedes Jahres reist Chinas Außenminister auf den afrikanischen Kontinent und besucht dort zwischen drei und fünf Länder.  Begonnen hat diese Tradition im Januar 1991, als der damalige Außenminister Qian Qichen in die ostafrikanischen Staaten Äthiopien, Uganda, Kenia und Tansania reiste. Allein für den „ewigen“ Außenminister Wang Yi (70) ist dies die elfte afrikanische Januar-Reise. Er dürfte damit im Laufe seiner Amtszeit fast alle 54 afrikanischen Staaten besucht haben. Bei seiner letzten Reise 2022 war er in Eritrea, Kenia und auf den Komoren.

Diese Reisen sind Ausdruck der Wertschätzung, die China dem afrikanischen Kontinent entgegenbringt. Man kann natürlich – wie das viele im Westen gerne tun – das chinesische Engagement kritisieren und sagen, den Chinesen gehe es ja bei ihrem Engagement nur um Rohstoffe und Absatzmärkte. Aber diese Kritik greift zu kurz. China hat sich schon frühzeitig mit Afrika solidarisiert und hat vielen Ländern bei der Befreiung von den Fesseln des Kolonialismus geholfen. China war einer der Mitbegründer der blockfreien Bewegung, die 1955 im indonesischen Bandung initiiert wurde. Ja, es geht China um die Sicherung von Rohstoffquellen.  Aber ist die Motivation des Westens so viel anders? Warum waren Scholz im Senegal oder Habeck in Namibia? Der Senegal hat Gas, und Namibia soll grünen Wasserstoff liefern. Auch wir sehen Afrika als Rohstofflieferanten, gehen dabei nur nicht so strategisch vor wie China. Und was die Absatzmärkte betrifft: Viele afrikanische Staaten würden lieber zu  westlichen als zu chinesischen Produkten greifen. Nur – wo ist der Westen? Warum dominiert Huawei den Telekom-Sektor in Afrika, warum ist die chinesische Handy-Marke Transsion mit weitem Abstand Marktführer in fast allen afrikanischen Ländern? Weil viele westliche Unternehmen kein großes Interesse am afrikanischen Markt zeigen und/oder die Produkte gar nicht (mehr) herstellen, die dort benötigt werden.

Bundeskanzler Scholz mahnt deshalb zu Recht mehr unternehmerisches Engagement in Afrika an. „Das enorme wirtschaftliche Potenzial wird sich nur durch große private Investitionen heben lassen“, sagte er zu Beginn der Konferenz „Compact with Africa“am 20. November im Bundeskanzleramt. Scholz scheint sich – anders als seine Vorgängerin – stärker für den afrikanischen Kontinent zu interessieren. Es ist aber nicht damit getan, afrikanische Staaten oder dieAfrican Union (AU) an die Katzentische der G7- oder G20-Treffen zu laden, wofür sich Scholz stark gemacht hat. Das Interesse muss sich auch in Besuchen vor Ort manifestieren. Immerhin war Scholz, dessen Weltbild multipolar ist, während seiner bisherigen Amtszeit dreimal in Afrika und besuchte dort vor allem die Schwergewichte Äthiopien, Kenia, Nigeria und Südafrika. Damit hat er dem US-Präsidenten Joe Biden einiges voraus. Dieser veranstaltete Mitte Dezember 2022 einen dreitägigen US-Africa Summit, wo er gegenüber seinen afrikanischen Gästen ankündigte: „I´m eager to visit your continent. I´m looking forward to see many of you in your home countries.” Und dann fügte er noch hinzu “very soon”. Aber kein Joe Biden reiste bislang nach Afrika. Stattdessen schickte er seine Vizepräsidentin Kamala Harris und seine Gattin Jill. In Afrika werden solche leeren Versprechungen aufmerksam registriert. Und viele fühlen sich bestätigt, dass die Chinesen doch die verlässlicheren Partner seien.

Info:

Zum problematischen Verhältnis des Westens gegenüber dem Globalen Süden im Allgemeinen und Afrika im Besonderen empfehle ich das Buch von Johannes Plagemann und Henrik Maihack: Wie sind nicht alle – der Globale Süden und die Ignoranz des Westens, C. H. Beck, 249 Seiten, 18 Euro; Informativ ist auch die im letzten Newsletter vorgestellte Analyse von Marina Rudyak: https://library.fes.de/pdf-files/international/20810.pdf. Dort geht sie im 2. Kapitel auch auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen Afrika und China ein.

No Comments Yet

Comments are closed