Yan Xuetong (71) ist Politik-Professor an der Tsinghua Universität in Beijing und einer der bekanntesten wie einflussreichsten chinesischen Beobachter der internationalen Politik. Soeben hat er der chinesischen Zeitung The Paper ein Interview gegeben, in dem er zurück-, aber auch vorausblickt auf das neue Jahr 2024. Dabei bietet er eine Mischung aus Analyse und Empfehlungen. Thomas des Garets Geddes hat in seinem Newsletter Sinification das Interview ins Englische übersetzt. Hier die wichtigsten Aussagen von Yan Xuetong: Der Russland-Krieg habe China substantiell geschadet. Er trieb Staaten der entwickelten Welt in das US-Lager und versetzte Indien in die Lage, sich als wahrer Führer des globalen Südens zu positionieren. Zu den US-Wahlen merkt er an, dass sie sich negativ auf die Beziehungen China-USA auswirken werden. Die anti-chinesische Rhetorik werde zunehmen. Sollte Donald Trump gewählt werden, würden die Unsicherheiten zunehmen. Seine China-Politik sei viel volatiler als die von Biden. Bemerkenswert ist die Kritik von Yan an der Kommunikationspolitik der chinesischen Führung, die in den vergangenen Jahren verschiedene Strategiepapiere zur globalen Entwicklung vorgelegt hat. Diese seien nicht effektiv kommuniziert worden. Um dies zu ändern, fordert er mehr Offenheit auch gegenüber ausländischen Journalisten: „Beijing should make it easier, not more difficult for journalists to come and report on China.“
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