Vor knapp zwei Jahren fanden die ersten olympischen Winterspiele in Beijing statt. Sie sollten – so der Wunsch der Regierenden – auch eine Begeisterung der Chinesen für sportliche Aktivitäten im Schnee und auf dem Eis auslösen. Jetzt sind wir im zweiten nacholympischen Winter und fragen: Ist diese erwünschte Begeisterung eingetreten?
Auf jeden Fall hat sich die Zahl der Skiresorts erhöht. Inzwischen soll es über 800 – in allerdings unterschiedlicher Qualität – geben. Experten schätzen, dass nur 25 davon westlichen Standards entsprechen. Verteilt sind die Resorts vor allem auf vier Regionen: den Nordosten, den Norden rund um Beijing, den Nordwesten (Xinjiang) und den Südwesten (Sichuan). Der Nordosten – das sind vor allem die beiden Provinzen Heilongjiang und Jilin – ist das traditionelle Ski- und Wintersportgebiet Chinas. Zentren sind hier Yabuli (Heilongjiang) und Beidahu (Jilin), das bereits 2007 Ausrichter der Asian Winter Games war. Durch die Olympischen Winterspiele 2022 sind rund um Beijing viele neue Loipen und Pisten entstanden, vor allem in Zhangjiakou, rund 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Stark im Kommen ist im Nordwesten die Region Xinjiang. Allein in Altay, der Schneehauptstadt der Region im Norden nahe der russischen Grenze, eröffnen diesen Winter sechs Luxushotels. In Sichuan entsteht rund um Chengdu ein Skigebiet.
Parallel zum Boom der Skiresorts entstanden in vielen chinesischen Städten Skihallen. Fünf der zehn größten Indoor Ski Resorts weltweit stehen in China. Die größte ist der Harbin Wanda Mall Snow Park. Aber auch in den südlichen Metropolen wird unter einem Dach Ski gefahren, zum Beispiel im Sunac Snow Park in Guangzhou oder in der gerade in Taicang (nahe Shanghai) eröffneten Alps Snow World oder in der Shanghai Snow World, die in diesen Tagen öffnet. In den gigantischen Hallen, wo zum Teil ganze Alpendörfer mit dazugehörigem Après-Ski-Rummel nachgebaut wurden, tummelt sich vor allem die junge urbane Mittelschicht. Sie ist der Hoffnungsträger des Wintersportbooms. „Young Chinese consumers, especially Generation Z consumers, are willing to try something new and challenge themselves. Ice and snow trips satisfy such demand”, sagt der Marktforscher Zhang Weilin vom LeadLeo Research Institute gegenüber China Daily. Präsident Xi Jinping hat schon vor Jahren das Ziel ausgegeben, 300 Millionen Chinesen für den Wintersport zu begeistern. Im Januar 2022 wurde Vollzug gemeldet: 346 Millionen Chinesen hätten sich schon auf Schnee und Eis begeben, wie immer auch eine solche Zahl zustande kam. Die Regierung flankiert und propagiert schon seit Jahren den Wintersport mit Plänen und Programmen. Das bedeutendste Papier ist der Wintersport Entwicklungsplan 2016-2025. Am Ende dieser Periode soll der chinesische Wintersportmarkt eine Trillion Yuan (rund 156 Milliarden Dollar) wert sein. Noch ist man aber von dieser Zahl weit entfernt.
Info:
Hier eine Übersicht über die Ski Resorts in China: https://www.chinahighlights.com/travelguide/china-ski-resort/
Der Wintersport Entwicklungsplan 2016-2025 (in Chinesisch): https://www.gov.cn/xinwen/2016-11/25/content_5137611.htm