CHINAHIRN Lexikon: Langer Marsch und Otto Braun

Vom legendären langen Marsch haben viele gehört. Aber wer war dieser Otto Braun, der als einziger Ausländer dort mitmarschierte? Er war kein Mitläufer. Er war bei diesem Gewaltmarsch Moskaus Mann. Und das kam so:  Der 1900 in Ismaning geborene Braun landete früh in der KPD und wurde mehrfach verhaftet. Spektakulär war sein Ausbruch 1928 aus dem Moabiter Gefängnis mit anschließender Flucht nach Moskau. Dort wurde er an der Militärakademie ausgebildet.  1933 schickte ihn die Führung der Komintern (Kommunistische Internationale) nach China. Braun hatte bis dato wenig Ahnung von China, und Chinesisch sprach er auch nicht, aber er hatte bald einen chinesischen Name Li De, 李德.  Von Shanghai begab sich Braun nach Ruijin, wohin sich Maos Truppen zurückgezogen hatten. Und von dort begannen sie ihren Langen Marsch. Braun sollte – so der Befehl der Komintern – Maos Kämpfern als Militärberater dienen. Doch im Januar 1935 wurde in Zunyi eine Konferenz abgehalten, die zu einer Art Tribunal gegen Braun geriet. Mao lastete ihm einige militärische Niederlagen an. Außerdem waren die beiden grundsätzlich anderer Meinung. Braun wurde in Zunyi entmachtet, blieb aber bis zum Ende des Langes Marsches in Yan`an dabei.

 In Yan`an wurde er im Spätsommer 1939 frühmorgens geweckt: „Komm sofort zum Flugplatz, du fliegst nach Moskau.“  Er durfte sich noch von seiner (dritten) Frau Li Lilian verabschieden und dann ging es mit einer amerikanischen Douglas in die russische Hauptstadt. Erst 1954 kam er wieder zurück nach Deutschland, nach Ost-Berlin. Er durfte aber dort nicht wie von ihm gewünscht seine militärische Erfahrung einbringen. Er wurde im Kulturbetrieb der DDR untergebracht, unter anderem als Erster Sekretär des DDR-Schriftstellerverbandes. 1969 rechnete er in einem Artikel der Wochenzeitschrift Horizont mit Mao ab. 1973 schrieb er seine Memoiren, ein Jahr später starb Braun beim Badeurlaub im bulgarischen Varna.

Info:

Otto Braun: Chinesische Aufzeichnungen, 390 Seiten, Dietz Verlag, 1973 (antiquarisch noch erhältlich).

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