INTERVIEW I Richard McGregor

Anfang November weilte Australiens Premier Anthony Albanese für drei Tage in China. Es war der erste Besuch eines australischen Premiers seit fünf Jahren. In dieser Zeit waren die Beziehungen zwischen den beiden Ländern ziemlich frostig. Es gab viel Druck aus Beijing, weil sich Australien aus chinesischer Sicht manche Frechheiten erlaubte, so zum Beispiel eine unabhängige Untersuchung über den Ursprung des Covid-Virus forderte oder den Ausschluss der beiden Telekom-Unternehmen Huawei und ZTE. China reagierte mit Strafzöllen auf diverse Waren aus Australien, wie zum Beispiel auf Gerste und Wein. Trotzdem scheinen sich mit dem Albanese-Besuch die Beziehungen wieder normalisiert zu haben. Der Australier Richard McGregor –  rüher Journalist, jetzt schon länger beim australischen Thinktank Lowy Institute, gab Patrick Zoll (Asien-Korrespondent der NZZ) ein Interview, in dem er den Besuch von Albanese einordnet. Er sagt, dass die beiden Staaten voneinander abhängig seien. 40 Prozent der australischen Exporte gingen nach China. Umgekehrt ist China bei Wolle, Eisenerz und Weizen von Australien abhängig. McGregor: „Beide versuchten zu diversifizieren – sind aber gescheitert.“ Auch China ist das nicht gelungen. Daraus leitet er ab: „Die meisten Länder haben mehr Einfluss auf die Beziehungen zu China, als sie glauben.“ An die Adresse von Staaten, die auf chinesischen Druck gleich mit Gegendruck antworten, sagt er: „Wichtig war, dass Australien nicht die Nerven verloren hat. Und es hat keine Gegenmaßnahmen ergriffen. Viele Länder hätten das wohl getan. Aber es war klug, sich da zurückzuhalten.“

Info:

Das NZZ-Interview mit Richard McGregor gibt es hier:

https://www.nzz.ch/international/andere-laender-koennen-von-australiens-umgang-mit-china-lernen-ld.1764819

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