Die Peking-Ente ist weltberühmt, aber wer kennt schon die Nanjing-Ente? Natürlich kennt man sie in China, aber im Rest der Welt? Dabei ist sie eine Köstlichkeit. Ich esse sie lieber als die Peking-Ente. Alles Geschmackssache selbstverständlich. Wie der Name unverkennbar verrät, stammt das Gericht aus Nanjing, der alten Hauptstadt des Reiches und heutigen der Provinz Jiangsu. Einem Gerücht zufolge soll Zhu Yuanzhang (Hongwu), der erste Kaiser der Ming-Dynastie (regierte von 1368 bis 1398), das Schlachten aller Hühner in der Stadt angeordnet haben, damit man keinen morgendlichen Hahnenschrei mehr hören musste. Fortan gab es in der Stadt nur noch Enten als Geflügel. Ob das nun stimmt oder nicht, Tatsache ist: In keiner Stadt werden so viele Enten gegessen. Gigantische Zahlen schwirren durch die Gazetten. Die einen sagen, jeden Tag würden in Nanjing 80 000 Enten verspeist, andere schreiben, dass jedes Jahr 100 Millionen Enten in den Kochtöpfen Nanjings landen, wo sie meist zu der berühmten salzigen Nanjing-Ente verarbeitet werden. Das ist ein mühsamer Prozess (siehe Video). Man isst die Nanjing-Ente kalt und entsprechend als Vorspeise. In Nanjing fäng man nachmittags an, die Ente zu essen. Ab 15 Uhr bilden sich die ersten Schlangen vor den Enten-Lokalen. Im Shuiximen-Viertel der Stadt soll es die besten Enten geben. Dort kann es schon mal vorkommen, dass sich Nanjinger Bürger in einer stadttypischen Pose präsentieren: In der rechten Hand einen Teller mit Nanjing-Ente und in der linken eine Flasche Schnaps. Und noch ein Gerücht um das Gericht: Beim Besuch der potentiellen Schwiegereltern soll – so die Saga – die Ente für den jungen Mann eine entscheidende Rolle spielen. Reicht ihm der potenzielle Schwiegervater ein Entenstück mit Bein, heißt das frei übersetzt: Das wird nichts zwischen Dir und unserer Familie. Bekommt er hingegen den Enten-Bürzel kredenzt, hat er das Ja-Wort des Vaters.
Info:
Hier ein Video über die Zubereitung der Nanjing-Ente: https://www.youtube.com/watch?v=R56XpJpUDSQ