Offenbar hat Emmanuel Macron ein gutes Gespür, wie Europas Bevölkerung außenpolitisch tickt. Als er kürzlich sagte, Europa solle sich in einem Konflikt zwischen China und den USA neutral verhalten, fielen viele Medien und auch Politiker anderer Staaten über ihn her. Doch nun zeigt sich, dass Macron die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat. Das ergab eine aktuelle Umfrage des European Council on Foreign Relations (ECFR). In dem aktuellen ECFR Policy Brief stellen Jana Puglierin und Pawel Zerka diese Umfrage vor, die im April in elf EU-Ländern durchgeführt wurde. Danach sagen 62 Prozent der Befragten, dass Europa in einem Konflikt um Taiwan neutral bleiben solle (in Deutschland sind es 60 Prozent). Anders als die meisten Politiker sieht die Bevölkerung China eher als Partner denn als Rivale. 43 Prozent der Befragten betrachten China als „necessary partner“, nur 24 Prozent als „rival“ und elf Prozent als „adversary“. Die beiden Autoren kommen deshalb zu dem Schluss: „The findings…show that, in many ways, European citizens are more on Team Macron than Team von der Leyen“. Letztere plädiert für einen härteren Kurs gemeinsam mit den USA. Eine kritische Haltung haben die Europäer gegenüber chinesischen Investitionen in Europa. Den Besitz von Infrastruktur in chinesischen Händen lehnen 65 Prozent ab, ebenso mehrheitlich den Kauf von Zeitungen (59 Prozent) und Technologiefirmen (52).
Info:
Die ECFR-Umfrage „How Europeans navigate a competitive world“ kann man hier herunterladen: