CHINAHIRN liest…

…Meine Stadt von Xi Xi. Die Stadt, in der dieser Roman spielt, wird nicht genannt. Aber es handelt sich eindeutig um Hongkong, um das Hongkong der 70er Jahre. Geschrieben wurde er von Xi Xi, der Künstlername von Zhang Yan oder auch Ellen Cheung. Sie floh 1950 von Shanghai nach Hongkong und ist im vergangenen Dezember 85jährig verstorben. Sie hat viele Romane geschrieben und ist trotzdem hierzulande nahezu unbekannt. Selbst die Übersetzerin Karin Betz kannte sie nicht, als Suhrkamp-Lektorin Sabine Erbrich bei ihr anfragte, ob sie das Werk übersetzen wolle. Der bekennende Hongkong-Fan Betz war sicher die richtige Wahl, denn sie durchschaut die vielen Anspielungen in diesem Roman, dessen zentrale Figur der Ich-Erzähler Aguo ist. Es ist kein linear erzählter Roman. Es ist „ein Roman, der sehr aufmerksames Lesen erfordert“, schreibt Karin Betz in ihrem Nachwort quasi als Warnhinweis. Doch das sollte nicht als Abschreckung gedeutet werden, sondern als Hinweis, sich die Zeit zu nehmen, sich auf dieses Buch einzulassen. Wer das tut, lernt ein Hongkong jenseits der touristischen Fassaden kennen und eine unbekannte Autorin mit einer eigenwilligen, durchaus wort-witzigen Sprache.  Und noch ein Hinweis sei gestattet: Karin Betz hat in dem Übersetzer-Forum „Toledo“ ein einführendes Stück geschrieben, das sich als ideale und verständnisvolle Vorbereitung auf die Lektüre von „Meine Stadt“ geradezu zwingend anbietet. 

Info:

Xi Xi: Meine Stadt, Suhrkamp, 253 Seiten, 24 Euro.

Hier der Artikel von Karin Betz bei „Toledo“: https://www.toledo-programm.de/journale/5874/we-all-live-in-a-yellow-melting-pot

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