ESSEN I Gibt es eine taiwanesische Küche?

Das SZ-Magazin vom 4. Mai widmete sich nur einem Thema: Taiwan und seiner Hauptstadt Taipeh. Vier Redakteure luden dazu 15 Taiwanesinnen und Taiwanesen zu einem Gespräch in das Lokal „Tong An Le“ in Taipeh ein. Neun Stunden redeten sie über Geschichte, Kultur, Politik und Alltag in Taiwan. Und auch über das taiwanesische Essen, schließlich war unter den Gästen auch die Food-Journalistin Clarissa Wei, die in Los Angeles geboren wurde und seit zwei Jahren in Taipeh lebt. Sie antwortet erst einmal auf die Frage, ob es überhaupt eine selbstständige taiwanesische Küche gibt: „Jahrzehntelang wurde taiwanesisches Essen mit chinesischem Essen gleichgesetzt. Das stimmt insofern, als dass vor 70 Jahren Chinesen nach Taiwan flüchteten. Aber es gab vor den Chinesen auch schon taiwanesisches Essen. Als die Chinesen Taiwan übernahmen, brachten sie verschiedene regionale chinesische Küchen mit, was die taiwanesische Küche extrem bereicherte. Es ist also eine richtige Fusionsküche, vielfältiger als die chinesische.“ Wie unterscheiden sich chinesisches und taiwanesisches Essen? fragen die SZ-Journalisten nach. Sie sagt: „Reis war lange zu teuer für die meisten hier. Am besten gedieh die Süßkartoffel, die Suppen sind dick, weil Stärke drin ist. Es wird viel eingelegt, wir essen Austern, die in Brackwasser gezüchtet werden, darum essen wir sie nicht roh, sondern frittieren sie, das Frittieren haben uns wohl die Niederländer beigebracht. Bis die Japaner nach Taiwan kamen, war das taiwanesische Essen ein Arme-Leute-Essen, das findet man bis heute vor allem in den Straßenküchen. Der Einfluss der Japaner auf die Küche hier war größer als der Chinas.“ Ganz praxisnah wollten die SZ-Redakteure wissen, in welchen Vierteln von Taipeh man noch richtig taiwanesisch essen könne. Clarissa Wei antwortet naheliegend: „In dieser Straße, das ist das älteste Viertel von Taipeh.“ Das „Tong An Le“ liegt in der Dihua-Straße. Trotz dieses Tipps sind die vier SZ-Redakteure fremdgegangen. In den vier Tagen ihres Taipeh-Aufenthaltes hätten sie so viele Beef-Noodle-Suppen wie möglich probiert. Am besten hätte ihnen das taiwanesische Nationalgericht bei „Lin Dong Fang“ im Stadtviertel Zhongshan geschmeckt.

Info:

Hier geht es zur Homepage der Foodjournalistin Clarissa Wei. Darauf ist auch der Hinweis auf ihr Kochbuch „Made in Taiwan – Recipes and Stories from the Island Nation“, das am 19. September bei Simon Element erscheinen wird: https://clarissawei.com/

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