WIRTSCHAFT I Apple diversifiziert

Rund 300 indische Apple-Fans warteten am Morgen des 18. April vor dem neuen Apple-Shop in der Jio World Drive Mall in Mumbai. Sie wollten als erste in den ersten Apple-Store Indiens stürmen – und viele wollten ein Selfie mit Apple-Chef Tim Cook machen. Er schloss nämlich höchstpersönlich an jenem Morgen die Filiale auf. Cook zeigte sich „very bullish“ über den indischen Markt. Er sagte zudem, dass Apple „a significant amount of energy“ in das Land investieren wolle. Apple setzt zunehmend auf den Giganten in Südasien. Denn Apple will – oder muss – diversifizieren, sowohl die Produktion als auch den Absatz. Bislang produziert Apple vor allem in China. Das ist dem Konzern aus Cupertino im amerikanischen Silicon Valley aber inzwischen zu riskant angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China. Indien spielt bei diesen Absetzbewegungen von China eine wichtige Rolle, sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt. Erst seit 2017 lässt Apple iPhones in Indien produzieren und zwar von den taiwanesischen Vertragsfertigern Foxconn, Wistron und Pegatron (Vertragsfertiger oder Auftragshersteller sind Unternehmen, die im Auftrag eines Herstellers produzieren). Allein Foxconn investiert rund 700 Millionen Dollar in neuen Fabriken in Indien. 2021 wurden gerade mal ein Prozent aller iPhones in Indien hergestellt. Ein Jahr später waren es schon sieben Prozent. Nach Angaben von DigiTimes Research aus Taiwan sollen bis 2027 die Hälfte aller iPhones aus indischen Fabriken kommen. Aber noch werden 85 Prozent aller weltweit verkauften iPhones in China zusammengebaut. Fast die Hälfte davon allein in Zhengzhou, das auch iPhone-City genannt wird. Die Foxconn-Fabrik in Zhengzhou (Hauptstadt von Henan) gelangte während des Corona-Lockdowns zu weltweiter Berühmtheit, als Videos kursierten, die zeigten, wie Arbeiter mit Sack und Pack aus der Fabrik flohen. Die Belegschaft habe sich dort auf rund 70 000 halbiert, meldet China Business News. Auch die Ereignisse in Zhengzhou haben neben den amerikanisch-chinesischen Spannungen die Apple-Manager zum Nachdenken gebracht und dazu geführt, nach Alternativen außerhalb Chinas zu suchen. Und dabei ist nicht nur Indien im Blickfeld, sondern auch Südostasien. In Vietnam lässt Apple schon iPads und AirPods produzieren, in Thailand seit einem Jahr Apple Watches. In beiden Ländern sollen wohl bald auch MacBooks hergestellt werden, schreibt Nikkei Asia. Bislang werden alle MacBooks noch in China gefertigt. Länder wie Indien sind freilich für Apple nicht nur als Beschaffungsmarkt interessant, sondern auch als Absatzmarkt. Aber auch da hat Apple noch einen weiten Weg vor sich. Noch liegen bei Smartphones die chinesischen Marken Xiaomi, Vivo, Oppo und Realme weit vorn mit einem Marktanteil von 66 Prozent), dann folgt Samsung mit 19 Prozent und dann erst Apple mit nur vier Prozent. Aber mit Hilfe weiterer Apple Stores soll dieser Anteil gesteigert werden. Zwei Tage nach der Eröffnung in Mumbai wurde in der Hauptstadt New Delhi ein weiterer gigantischer Apple Store eröffnet. Türöffner war auch dort, wie bereits in Mumbai, ein gewisser Tim Cook. 

Info:

Video von der Eröffnung des ersten Apple-Stores in Indien: https://www.msn.com/en-ca/video/money/apple-opens-its-first-store-in-india/vi-AA1a2Zlc

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