Die Küche aus der Provinz Shandong ist eine der acht großen chinesischen Kochtraditionen. Durch seine Lage am Meer und im Einzugsgebiet des Gelben Flusses ist die Provinz eine der Speisekammern Chinas. Dank seiner langen Küstenlinie ist Shandong vor allem ein großer Lieferant von Fischen und Meeresfrüchten, die auch in der Küche der Region eine große Rolle spielen, wie zum Beispiel Krebse, Garnelen, Tintenfische oder Seegurken. Aber auch im Gelben Fluss tummeln sich viele Fische, zum Beispiel Karpfen. Der Klassiker Flusskarpfen süß-sauer ist nur echt, wenn er aus diesem Fluss kommt. Zudem gedeihen links und rechts des Gelben Flusses diverse Gemüse, insbesondere Chinakohl, Lauch und grünes Senfgemüse. Abseits des Flusstales werden Sojabohnen, Hirse und Weizen angebaut. Da Shandong nördlich des sogenannten Reisäquators liegt, gehören Weizen, Hirse und auch Mais zu den Grundnahrungsmitteln. Deshalb sind auch die Teigtaschen baozi und jiaozi sehr beliebt.
Die Shandong-Küche wird auch Lu-Küche genannt. Lu hieß der Staat auf dem heutigen Gebiet Shandongs. Sie hat auch die Küche in Beijing und im Nordosten beeinflusst. Vor allem zu den Zeiten der Ming- und Qing-Dynastien war Shandong die Kornkammer für die kaiserlichen Küche. Am Hofe in Beijing waren zu jenen Zeiten stets viele Köche aus Shandong beschäftigt. Viele der inzwischen in ganz China verwendeten Zubereitungstechniken stammen aus Shandong. So zum Beispiel das scharfe Anbraten (bao) und das Schmoren (pa).
Die Shandong-Küche kann noch unterteilt werden in die Kochtraditionen Jiaodongs und Jinans sowie die Konfuzius-Küche. Jiaodong ist die Halbinsel, die ins Gelbe Meer hineinragt. Sie ist berühmt für ihre Meeresspezialitäten. Bekannte Gerichte dieser Region sind gedämpfter Salzwasserfisch, Bohnen mit Garnelen und gegrillter Tintenfisch. Jinan liegt im Landesinneren und ist die Hauptstadt der Provinz. Dort isst man eher Geflügel (geröstete Ente nach Jinan-Art), Fleisch und Innereien sowie Karpfen. Die Konfuzius-Küche (Konfuzius ist im Staate Lu geboren) besticht durch seine Üppigkeit und prachtvolle Präsentation. Schließen will ich mit einem Zitat des großen Meisters: „Es gibt niemanden, der nicht isst und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzten wissen.“