Zwei lange Gespräche im Fernsehen über China. Das ist abseits der klamaukigen Talkshows offenbar noch möglich. Das ZDF und der SRF in der Schweiz haben es gezeigt. Den Anfang machte am 12. Februar Richard David Precht im ZDF. Zu nächtlicher Stunde tauschte sich der philosophische Entertainer mit dem Buchautor und Journalisten Frank Sieren über die weltbewegende Frage aus: „Die neue Weltordnung – wie umgehen mit China?“ Für Sieren geht eine Epoche zu Ende. „Eine Epoche, in der die Minderheit des Westens die Spielregeln für die Mehrheit der Welt bestimmen konnte.“ Es entstehe eine neue multipolare Weltordnung mit Aufsteigern wie China. Sieren: „Diese Aufsteiger haben andere Vorstellungen. Wir müssen lernen, diese Welt aus der Perspektive dieser Aufsteiger zu sehen.“ Das bedeute aber auch, dass wir die chinesische Regierung nicht mehr zwingen können, das zu tun, was wir wollen. Die Alternative: „Wir können versuchen sie zu überzeugen, und das geht nur über den Dialog.“
Dialog? „Diesen Begriff würde ich gerne aus dem politischen Diskurs verbannen“, sagt hingegen Ralph Weber, Professor für European Global Studies am Europainstitut der Universität Basel. Weber gilt in der Schweiz als einer der schärfsten China-Kritiker. Im Schweizer Fernsehen diskutierte er Ende März in der Sendereihe „Sternstunde Philosophie“ mit Gastgeber Yves Bossart. Naja, Diskussion war es nicht, sondern eher ein Abfragen durch Bossart. Für Weber haben die vielen Dialoge des Westens mit China nichts gebracht: „Wo sind die Ergebnisse?“ Wie aber soll man dann mit dem mächtiger werdenden China im Westen umgehen? fragt Bossart. Weber antwortet: Kein vollständiges Entkoppeln, aber auch kein Weiter So. Man müsse rote Linien im Umgang mit China definieren, die er aber selber nicht definiert. Bei der Frage, ob das System autoritär oder schon totalitär sei, antwortet er: „Das ist ein autoritäres Regime mit totalitären Tendenzen.“ Weil die Schweiz ja neutral ist, darf in der Sendung auch zweimal in kurzen Einspielungen eine „China-Freundin“ zu Wort kommen: Martina Fuchs, Wirtschaftskorrespondentin der Nachrichtenagentur Xinhua. Sie bekennt: „Ich habe freie Hand beim Schreiben.“ Da muss Bossart nachhaken: „Weiß denn die Partei, dass Sie dieses Interview führen?“ Fuchs: „Nein.“ Huch, das passt nicht ins Bild. Zurück ins Studio zu Ralph Weber, für den Personen wie Martina Fuchs – das ist jetzt meine Wortwahl – nur instrumentalisierte Marionetten des chinesischen Regimes sind.
Info:
Beide Sendungen gibt es in den Mediatheken der betreffenden Sender ZDF und SRF: