Jessica Chen Weiss gilt unter Amerikas China-Experten als gemäßigte und unaufgeregte Stimme. Die Professorin für China-Studien an der Cornell University war auch kurze Zeit in den Jahren 2020/21 Beraterin im US-Außenministerium. Aktuell beschäftigt sie sich sehr intensiv mit der Taiwan-Frage. Dabei stellt sie sich dezidiert gegen die Panikmacher in den USA, die glauben zu wissen, wann China Taiwan angreifen wird. So warnt sie in dem Foreign-Affairs-Artikel (21. März) „Don´t Panic About Taiwan“. Auch die Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 13 vom 23. März) lässt sie auf einer ganzen Seite zu Wort kommen. Befragt von Jörg Lau und Xifan Yang äußert sie sich zu vielen China-relevanten Themen – und natürlich auch zu Taiwan. Sie sagt: „Das beste Szenario für Taiwan ist aus meiner Sicht der Status quo, die Bewahrung der D-facto-Unabhängigkeit, die Taiwan schon genießt.“ Damit das so bleiben könne, müsse in Peking paradoxerweise die Erwartung fortbestehen, dass es einen plausiblen Weg zu einer friedlichen Lösung der Taiwan-Frage im chinesischen Sinne gebe. Nur dann werde sich Peking für eine nicht-militärische Lösung entscheiden. Und weiter: „Darum empfehle ich eine Senkung der Temperatur auf allen Seiten. Große symbolische Gesten zur Unterstützung Taiwans heizen den Konflikt unnötig an.“ Interessant auch ihre Einschätzung zur oft unterstellten angestrebten globalen Dominanz Chinas: „Die KP möchte eine größere Rolle auf der Weltbühne spielen und eine führende Macht sein. Aber heißt das auch, man will die alleinige Supermacht sein, man will die USA und den Rest der Welt dominieren? Das sehe ich nicht – und halte es auch gar nicht für möglich.“
Info:
Hier geht es zum Artikel „Don´t Panic About China“ in „Foreign Affairs“.
Das „Zeit“-Interview ist hinter der Bezahlschranke: https://www.zeit.de/2023/13/china-usa-beziehungen-wladimir-putin-taiwan