The Sherry-Netherland ist eine der besten Adressen an New Yorks Fifth Avenue. Das Penthouse auf der 18. Etage ist eine der teuersten Immobilien mit Blick auf den Central Park. 2015 wollte ein Chinese namens Guo Wengui das Schmuckstück kaufen. Er könne die 86 Millionen Dollar bar bezahlen, ließ er seine Anwälte ausrichten. Guo bekam das Penthouse, zumal er Empfehlungsschreiben der Schweizer Bank UBS und von Ex-Premier Tony Blair vorweisen konnte. Mit dieser Episode beginnt ein umfangreiches Stück von Evan Osnos im aktuellen The New Yorker. Es ist ein sehr detailliertes Porträt des Guo Wengui, der eine höchst widersprüchliche Gestalt ist. Osnos zeichnet detailliert den Aufstieg des Guo Wengui aus einfachen Verhältnissen (er war eins von acht Kindern einer Bauernfamilie in Shandong) bis in höchste Kreise Chinas nach, wo er als Immobilienmogul auch eng mit den Sicherheitsbehörden kooperierte. Er gilt als „white glove“, der für Politiker die Drecksarbeit machte, ohne dass sich diese die Hände schmutzig machen mussten. 2014 ermittelten die Behörden allerdings gegen ihn. Er floh in die USA. Dort gab er sich als Dissident aus, bot sich dem FBI an, attackierte über Twitter chinesische Spitzenpolitiker, schmeichelte sich erst bei Trump, dann bei Stephen Bannon ein, mit dem er einen „Neuen Bundesstaat China“ ausrief. Alles sehr dubios. So richtig schlau über Guos Motive wird man auch nach der Lektüre nicht, aber sie ist eine spannende Story über Aufstieg und Fall einer illustren Persönlichkeit, die zwischen die Fronten des Großmachtkonflikts China-USA geraten ist. Inzwischen musste Guo in den USA seinen Offenbarungseid leisten und sein Apartment verkaufen.
Info:
Die Story von Evan Osnos über Guo Wengui in „The New Yorker” kann man hier lesen: