Fast täglich hört und liest man von einem angeblich bevorstehenden militärischen Angriff Chinas auf Taiwan. Man hat fast den Eindruck, dass die Autoren diesen herbeireden oder -schreiben wollen. Ihre simple Logik: Russland attackiert die Ukraine, also greift China auch Taiwan an. Von diesem Chor der Kriegsbeschwörer hebt sich eine Stimme ab – und die gehört ausgerechnet einem ehemaligen CIA-Mann: John Culver. Er arbeitete 35 Jahre für den CIA, meist in und über Ostasien. In einem Kommentar für den Thinktank Carnegie Endowment erklärt er: „How We Would Know When China Is Preparing to Invade Taiwan“. Wenn Beijing in den nächsten 18 bis 24 Monaten einen Angriff auf Taiwan plante, würde man das anhand verschiedener Indizien längst wissen. Da ein solcher Krieg „huge stocks of key munitions“ erfordere, hätte längst mit der Produktion dieser Munition begonnen werden müssen. Außerdem hätten sichtbare Schritte unternommen werden müssen, „to insulate its economy, military and key industries from disruptions and sanctions”. Aber nichts dergleichen sei passiert. Auch sei von keinem „stockpiling emergency supplies“ etwas bekannt. Und schließlich hätte die chinesische Führung die Bevölkerung auf die Kriegskosten psychologisch vorbereitet. Aber auch das sei bislang nicht erfolgt. Aus all dem schließt der Ex-CIA-Mann, dass eine Invasion in den nächsten 24 Monaten nicht bevorstehe.
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Den Kommentar von John Culver kann man hier lesen: