Soll sich China vom Rest der Welt abschotten? Diese Frage bewegt zumindest gewisse intellektuelle Kreise in China. Angestoßen hat diese Diskussion ein von der Chinesischen Akademie für Historische Forschung veröffentlichter Artikel, in dem die bislang gültige These in Frage gestellt wird, dass die Abschottungspolitik der Ming- und Qing-Kaiser letztendlich für den Niedergang des kaiserlichen Chinas verantwortlich gewesen sei (siehe CHINAHIRN 51). Nun antwortet darauf Zheng Yongnian, Professor am Institute for International Affairs der chinesischen Universität von Hongkong in Shenzhen. Sein Text erschien auf der WeChat-Seite des Guangzhou Institute of GBA (Greater Bay Area). Michaela Böhme hat ihn auf ihrer Webseite „Worüber China spricht“ übersetzt. Zheng hält in dem Artikel ein flammendes Plädoyer für die Öffnungspolitik und die Vorteile der Globalisierung. Zheng sieht die westlichen Staaten unter Führung der USA als Triebfeder hinter den aktuellen Tendenzen von Deglobalisierung und Entkoppelung. Chinas Abschottungsimpuls und eine zunehmende nationalistische Rhetorik seien „verständliche“ Abwehrreflexe gegen die zunehmende Einhegung Chinas durch den Westen, so Zheng. Dennoch sei gerade jetzt ein Festhalten an der Öffnungspolitik nötig. Für Zheng, so der Eindruck, stehen China an einem Scheideweg und die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte auf dem Spiel.
Info:
Den Text von Zheng Yongnian kann man hier in Deutsch lesen: https://www.worueber-china-spricht.com/