CHINAHIRN liest…

The Class of 77…von Jaime A. FlorCruz. Im August 1971 reiste eine Gruppe junger linker Filipinos nach Beijing, um den Sozialismus live zu studieren. Einer von ihnen war Jaime A. FlorCruz. „We thought, we were looking at the socialist utopia.“  Ein paar Wochen wollten sie bleiben. Aber es wurden Jahre daraus. Kaum waren sie in Beijing gelandet, explodierte in Manila eine Bombe, der damalige Präsident Ferdinand Marcos verhängte das Kriegsrecht und ließ Hunderte von Aktivisten verhaften. Wenn FlorCruz zurückgegangen wäre, hätte ihm das auch geblüht. So blieb er als 20jähriger notgedrungen im chinesischen Exil und lernte ziemlich schnell, dass das damalige China alles andere als ein sozialistisches Paradies war. Er schuftete erst auf einer Farm in Hunan, dann fuhr er zwei Jahre auf einem Trawler zum Fischfang ins Ostchinesische Meer. 1974 kam er nach Beijing zurück. Er trug nun einen blauen Mao-Anzug, rauchte eine Schachtel Zhengzhou am Tag und sprach gutes Chinesisch, das er sich inzwischen angeeignet hatte. Es waren die finalen Jahre der Mao-Ära und der Übergang zu Deng Xiaoping. Die ersten Hochschulen öffneten wieder, darunter auch die renommierte Peking Universität (Beida). FlorCruz zählte zu den ersten, die dort wieder studieren konnten. Das war 1977. Über seine Kommilitonen – darunter der aktuelle Ministerpräsident Li Keqiang – hat der 71jährige nun ein Buch geschrieben: The Class of 77. Ein zeitgeschichtliches Dokument von jemand, der mittendrin war. Und das Buch ist sehr gut geschrieben. Das ist allerdings kein Wunder: FlorCruz legte nach seinem Studium eine glänzende journalistische Karriere hin: erst Newsweek, dann TIME Magazine und schließlich Beijing-Bürochef des TV-Senders CNN. 

Info:

Jaime A. FlorCruz: The Class of 77: How My Classmates Changed China, 234 Seiten, Earnshaw Books, 17,99 $.

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