Im Februar 1972 fand die legendäre Reise Richard Nixons nach China statt. Mit dabei war Chas Freeman. Er war Nixons Dolmetscher. Heute ist der Diplomat, der einst auf Taiwan Chinesisch lernte, 79 Jahre alt und gab soeben dem Online-Magazin „Week in China“ ein ziemlich langes Interview. Er kann sich an die Verhandlungen gut erinnern. Denn sie waren für ihn auch ein persönlicher Einschnitt. Er wurde nämlich damals zum Raucher. Als die Gespräche mal wieder ins Stocken gerieten, reichte der spätere Staatspräsident Li Xiannian quasi als Friedenspfeife eine Zigarette der Marke Xiongmao (Panda). Freeman griff zu und blieb die nächsten 30 Jahre Raucher. Das ist freilich nur eine kleine Episode am Rande, die Freeman erzählt. Interessanter war, was Freeman zu den aktuellen Beziehungen zwischen China und den USA zu sagen hat. Der erfahrene Diplomat setzt auf Diplomatie: „It would be far better if we returned to a polite and respectful dialogue.” Aber er sehe leider keine Bewegung in diese Richtung: „On contrary, talk on both sides is now very tough and getting tougher.” Er kritisiert die amerikanische China-Politik, die falsche Prioritäten setze: „I think the problem is that the American emphasis at the moment is on competition, confrontation and on cooperation only on a selective basis.” Er sieht dabei keine Unterschiede in der China-Politik zwischen Biden und Trump. Die Trumpschen Strafzölle hätten freilich nichts gebracht. Sie hätten nur die Preise in den USA steigen lassen. Und außerdem: „Reshoring has not happened.“ Freeman sieht China auch nicht – wie viele aktuelle Politiker im Westen – als aggressive Macht: „It´s very much focused on protecting China from foreign invasions.“ Und weiter: „I don´t see any signs that they have a desire for lebensraum, some sort of expansion of China into non-China areas.” Lange Passagen in dem Interview sind dem Taiwan-Thema gewidmet. Freemans Position dazu: „Chinese are patient people, they are risk-averse. Nobody in China wants a war in the Taiwan Strait, and certainly not with the United States.” Allerdings mag er einen Krieg um Taiwan nicht ausschließen, sieht die Gefahr vor allem bei einem Regierungswechsel in den USA 2023/24. Aber er warnt: “A war on Taiwan would be disastrous for the global economy.”
Info:
Das Interview gibt es hier in voller Länge: https://www.weekinchina.com/download/589/