ESSEN I Ein Restaurant auf der Kippe

Queen Elizabeth und Tom Cruise haben einst dort gespeist. In einigen Filmen war das Restaurant Kulisse, zum Beispiel im James-Bond-Streifen „The Man with the Golden Gun“. Die Rede ist vom Jumbo Floating Restaurant, das im Hafen von Aberdeen auf Hongkong Island ankerte. Seit Mitte der 70er Jahre wurden auf diesem gigantischen Restaurantschiff rund 30 Millionen Essen serviert – diese Zahl habe ich der Financial Times entnommen. Aber seit kurzem ist die Küche kalt. Aber nicht nur das. Das Schiff wurde aus dem Hafen geschleppt. Das Ziel war unbekannt, irgendwo in Südostasien offenbar. Doch dieses Ziel wurde nicht erreicht. Nahe der Paracel-Inseln (chinesisch: Xisha Islands) im Südchinesischen Meer kenterte das Schiff. Das Jumbo Floating war eine Institution, eine Ikone. Weniger für die Einheimischen (denn es gibt in Hongkong viel bessere Esstempel), sondern hauptsächlich für die Touristen. Aber dann kam Corona. Seit Frühjahr 2020 war das Restaurant geschlossen. Der Eigner Aberdeen Restaurant Enterprises – eine Tochter des Spielhöllen-Betreibers Melco, hinter dem wiederum die Sippe des Moguls Stanley Ho steckt – wollten die Kosten für die Wartung nicht mehr übernehmen. Sie bettelten um Staatsknete. Die Regierung hat zwar den nahen Ocean Park in der Pandemie gerettet, aber beim Jumbo Floating Restaurant mauerte die Hongkonger Führung.  Die soeben verabschiedete Regierungschefin Carrie Lam sagte: „We have clearly indicated that the government has no plans to invest money in the operations of the restaurant as we are not good at running such premises.”  Das war quasi der Todesstoß für das Restaurantschiff. Am 14. Juni wurde es aus dem Hafen von Aberdeen geschleppt. Vier Tage später kenterte es im Südchinesischen Meer. Wie es angesichts dieser Schieflage weitergeht – ob man es retten kann oder versenken muss – ist derzeit noch unklar.

Info:

Hier ein kleiner Film über das Restaurant: https://www.youtube.com/watch?v=l0C4vg_wlgI

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