WISSENSCHAFT I Mit China zusammen forschen ? (I) – Eine Sendung des DLF

Am Nachmittag des Pfingstmontags strahlte der Deutschlandfunk in seiner Reihe „Campus und Karriere“ eine knapp 50minütige Sendung aus zum Thema „Chinas Verhältnis zu Forschung und Lehre in Deutschland.“ Durch die Sendung führte Thekla Jahn, die ihre Meinung gleich von Beginn an deutlich kundtat. Sie verkündete; „China profitiert seit Jahrzehnten von der Wissenschaftsfreiheit hierzulande“. und: „Die Einflussnahme des chinesischen Bildungsministeriums auf deutsche Hochschulen und Wissenschaftler nehmen deutlich zu.“ Wer diese Thesen von ihren Interviewpartnern bestätigte, wurde von ihr und ihren DLF-Kollegen pfleglich behandelt. Der Journalist Adrian Geiges wurde mit einem freundlichen „Danke Ihnen für Ihre Erfahrung“ verabschiedet. Wer anderer Meinung war, wurde gegrillt und mit hämischen Kommentaren („er gerät ins Schleudern“ oder „was das konkret bedeutet, bleibt unklar“) versehen. Kann man so machen, so funktioniert mal heutzutage Meinungsjournalismus, inzwischen offenbar auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Was man aber nicht machen sollte, ist jemandem wie Andreas Fulda unwidersprochen – und die Betonung liegt auf unwidersprochen – ein Forum zu bieten. Ab Minute 15:40 durfte der in Nottingham lehrende Sinologe Fulda seinen deutschen Kollegen Björn Alpermann (Würzburg) und Gunter Schubert (Tübingen) „intellektuelle Unredlichkeit und Unwissenschaftlichkeit“ vorwerfen. Das ist starker Tobak, das grenzt an Rufschädigung. Offenbar haben es Thekla Jahn und der Deutschlandfunk nicht für nötig erachtet, die so Angegriffenen zu hören oder gar zu Wort kommen zu lassen. Deshalb haben sich Alpermann und Schubert via Linkedin gewehrt. Dieser Streit Fulda versus Alpermann/Schubert hat eine Vorgeschichte, die sich vor allem in der FAZ abspielte (siehe CHINAHIRN 41). Im Kern geht es darum, wie unabhängig deutsche Sinologen sein können, wenn sie bzw. ihre Unis mit chinesischen Institutionen kooperieren oder Feldforschung in China betrieben. In ihrer Replik auf Linkedin schreiben Alpermann und Schubert: „Wir haben beim Deutschlandfunk gegen dieses Interview protestiert und werden uns auch weiterhin gegen irreführende und nachweislich falsche Darstellungen von Andreas Fulda positionieren. Besonders seine Stilisierung der chinakritischen SinologInnen, denen „gekaufte“ bzw. opportunistische Sinolog:innen des universitären Establishments gegenüberstehen, ist irreführend und dient der Sache einer transparenten Hochschulpolitik gegenüber China nicht.“ 

Info:

Die Sendung des Deutschlandfunk vom 6. Juni kann man hier nachhören:

https://www.deutschlandfunk.de/campus-und-karriere-6-6-2022-chinas-verhaeltnis-zu-forschung-und-lehre-in-dt-dlf-337d0bdb-100.html

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