Der Venezianer Marco Polo war wohl vor knapp 800 Jahren der erste Europäer, der nach seiner Rückkehr aus China über das Land schrieb. In den folgenden Jahrhunderten beschäftigten sich viele europäische Intellektuelle und Wissenschaftler mit China. 15 von ihnen stellen Kerry Brown und Gemma Chenger Deng in ihrem Buch vor. Es ist ein Who is Who der europäischen Geistesgeschichte – Gottfried Leibniz, Voltaire, Montesquieu, Georg Hegel, Karl Marx, Max Weber, Carl Jung, Bertrand Russel und Simone de Beauvoir. Viele von ihnen waren nie in China, sondern bezogen, wie zum Beispiel Leibniz, ihre Informationen von den Jesuiten. Auch Montesquieu und Voltaire nicht, die kurz nach Leibniz sich mit China auseinandersetzten. Diese Diskussion Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt – so Brown – exemplarisch, wie unterschiedlich die Einschätzungen über dieses ferne Land waren. Während Voltaire China eher bewunderte, betrachtete Montesquieu es als ein „despotic empire“. Leibniz befand sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen. Das Buch zeigt auch, wie das China-Bild in Europa im Laufe der Jahrhunderte changierte.
Info:
Kerry Brown, Gemma Chenger Deng: China Through European Eyes: 800 Years of Cultural and Intellectual Encounter, World Scientific, 272 Seiten, 75 Pfund, 60 Pfund (Ebook).
Eine Einführung zum Buch gibt es von Kerry Brown hier per Video: https://www.youtube.com/watch?v=NmV4wbY9bTs&t=279s
In einem Podcast der Asian Review of Books interviewt Nicholas Gordon den Autor Kerry Brown: