WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (14). Heute: Freie Universität Berlin

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Freie Universität Berlin dran.

Die Geschichte: Chinesisch spielte in der Berliner Universitätslandschaft schon sehr früh eine Rolle. Bereits 1833 hielten Wilhelm Schott und Heymann Steinthal erste Vorlesungen zur chinesischen Sprache und Philosophie. Es dauerte aber bis 1912, ehe der erste Lehrstuhl für Sinologie eingerichtet wurde. Erster Inhaber war Jan Jakob Maria de Groot. Ihm folgte 1923 der legendäre Otto Franke, der als einer der ersten Sinologen die chinesische Gegenwart in das Fach integrierte. Nach dem Krieg organisierte sich die Berliner Uni-Landschaft neu. 1948 wurde die Freie Universität (FU) gegründet. Erst 1956 gab es dort wieder das Fach Sinologie. Erster Professor war Walter Fuchs. Ihm folgten Alfred Hoffmann, Bodo Wiethoff und Erling von Mende. Im Laufe der Jahre kamen vier weitere Lehrstühle hinzu. Und zwar 1971 (erstmals besetzt von Kuo Heng-yü, bis 1994), 1990 (Mechthild Leutner, bis 2014), 2010 (Klaus Mühlhahn) und 2019 (Andreas Guder). Was man nicht selbst abdecken konnte, wurde durch chinesische Gastprofessoren und – dozenten ergänzt. Dazu gibt es seit Anfang der 80er Jahre eine enge Kooperation mit der Peking Universität (Beida). Heute ist das Institut für Chinastudien, das in der sogenannten „Holzlaube“ draußen in Dahlem residiert, mit aktuell fünf Professuren das größte seiner Art in Deutschland.

Die Lehrenden: Leiterin des Instituts ist derzeit Genia Kostka. Ihre Schwerpunkte sind Umweltpolitik, Politische Ökonomie und digitale Transformation. Auch Professorin Sabrina Habich-Sobiegalla beschäftigt sich mit dem modernen China und da insbesondere mit der ländlichen Entwicklung. Sie und Kostka sind stark sozialwissenschaftlich orientiert. Professor Christian Meyer hingegen hat einen eher kulturellen Background. Er lehrt Kultur und Geschichte Chinas mit Schwerpunkt Religionen. Professor Andreas Guder beschäftigt sich mit der Didaktik des Chinesischen sowie der Sprache und Literatur Chinas. Als Vertreterin der Professur für chinesische Geschichte von Professor Klaus Mühlhahn (der bis 2025 beurlaubt ist) fungiert derzeit Friederike Assandri, eine Expertin für Buddhismus und Daoismus. Die Sinologie an der FU deckt also durch seine Lehrenden ein breites Angebot an Themen ab, wobei der Schwerpunkt auf dem modernen China liegt.

Das Studium:

Den Bachelor-Studiengang Chinastudien gibt es in zwei Variationen – Mono und Kombi. Beide sind auf sechs Semester ausgerichtet. Im Kombi-Studiengang „Chinesische Sprache und Gesellschaft“, bei dem man ein weiteres Fach dazu nehmen muss, besteht auch die Möglichkeit der Ausbildung für das Lehramtsfach Chinesisch. Beide Bachelor-Studiengänge sehen kein verpflichtendes Auslandssemester vor. Um jedoch den Studierenden ein ergänzendes Sprachstudium vor Ort zu ermöglichen, gibt es seit dem Wintersemester 2015/16 den auf vier Jahre erweiterten Studiengang „Integrierte Chinastudien“ (Bachelor Plus). Er sieht im 5. und 6. Semester einen Aufenthalt an der Peking-Universität vor. Für die Bachelor-Plus-Absolventen verkürzt sich anschließend der Master-Studiengang an der FU auf ein Jahr. Alle anderen können den zweijährigen Master Chinastudien absolvieren. An der FU gibt es außerdem eine einzigartige „Graduate School for East Asian Studies“ mit einem entsprechenden Promotionsprogramm für Doktorand:innen.

Rund 400 Studierende sind derzeit am Institut eingeschrieben. „Das breite Spektrum an Themen und Kombinationsmöglichkeiten ist attraktiv für die Studierenden“, sagt Andreas Guder. Und noch einen zweiten Pluspunkt nennt er: „Der Standort Berlin ist ideal für ein international ausgerichtetes Studium.“ Hier gibt es Politik, Thinktanks, Botschaften und Stiftungen, zu denen man schon während des Studiums Kontakte knüpfen und bei denen man Praktika absolvieren kann.

Info:

Homepage des Instituts für Chinastudien an der FU Berlin: https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/oas/sinologie/index.html Dort ist auch der Link zum Berlin SinoCareers Forum, auf dem u. a. Absolventen über ihre Erfahrungen berichten. 

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