CHINAHIRN liest…

…Hongkong: Umkämpfte Metropole von Julia Haes und Klaus Mühlhahn. Wie oft wird behauptet, in Hongkong muss die Demokratie verteidigt werden. Welche Demokratie? In Hongkong gab es nie eine Demokratie. Hongkong war die Kolonie einer Macht, die sich gerne als Mutterland der Demokratie bezeichnet, aber nie willens war, seinen kolonialen Untertanen – ob in Indien, Rhodesien oder eben auch Hongkong – politische Mitsprache zu gewähren. Dabei gab es mit Mark Aitchison Young unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges einen britischen Gouverneur in Hongkong, der politische Reformen Richtung Demokratie durchsetzen wollte. Aber sein Nachfolger Alexander Grantham lehnte dies ab.  Aber wer weiß das schon? Doch diese und viele andere Episoden aus der Geschichte Hongkongs muss man wissen, um das heutige Hongkong zu verstehen. Und jetzt gibt es auch keine Ausreden mehr. Mit dem Buch von Julia Haes (Ökonomin) und Klaus Mühlhahn (Sinologe und Präsident der Zeppelin Universität)  liegt endlich auf Deutsch eine umfangreiche Geschichte der Kronkolonie vor, die 1841 begann und 1997 mit der Übergabe an die Volksrepublik China endete. Doch mit diesem Datum hört das Buch nicht auf. Im Gegenteil: Rund 100 Seiten widmen die Autoren der aktuellen Entwicklung Hongkongs mit seinen vielschichtigen Protesten und der zunehmenden Einflussnahme Beijings. Wer fundiert über die aktuelle Lage Hongkongs mitreden will muss dieses differenziert betrachtende und urteilende Buch lesen.

Info:

Klaus Mühlhahn/Julia Haes: Hongkong: Umkämpfte Metropole, Von 1841 bis heute, 256 Seiten, Herder Verlag, 24 Euro.  

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