In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Universität Bonn dran.
Die Geschichte: Die Orient- bzw. Asienwissenschaften haben an der Universität Bonn eine lange Tradition. Im frühen 19. Jahrhundert dominierte die Indologie, später kam die Arabistik hinzu, 1927 dann die Abteilung Sinologie. Erster Leiter der Sinologie wurde damals Erich Schmitt. Unter seinem Nachfolger Peter Olbricht waren die Schwerpunkte das klassische Chinesisch und die chinesische Geschichte. Nachfolger Olbrichts wurde 1975 Rolf Trauzettel, der 1995 emeritiert wurde. Ihm folgte Wolfgang Kubin (siehe CHINAHIRN 37), der aber schon vorher phasenweise einen zweiten, privat finanzierten Lehrstuhl inne hatte. Auf Wolfgang Kubin folgte im April 2010 Ralph Kauz. Die Sinologie ist heute eine von acht Abteilungen des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften (IOS) und zum Leidwesen von Lehrenden und Studierenden auf zwei – zudem auch noch weit entfernte – Standorten aufgeteilt.
Die Lehrenden: Die Bonner Sinologie ist eine der sogenannten „Ein-Professoren-Sinologie“. Dieser eine Professor prägt mit seinen Schwerpunkten das Studium. Bei Kubin war es die chinesische Literatur, bei seinem Nachfolger Ralph Kauz ist es das klassische China. Kauz – der auch Iranist ist – beschäftigt sich in erster Linie mit den Beziehungen zwischen China, Zentralasien und Iran sowie der politischen und ökonomischen Geschichte des Indischen Ozeans. Den Sprachbereich der Abteilung für Sinologie leitet Cui Peiling. Weiter lehrt nach wie vor als Emeritus Wolfgang Kubin. Unter den weiteren Lehrenden sind zu erwähnen: Privatdozent Cord Eberspächer, der 2019 an der Uni Bonn habilitierte und der die moderne Geschichte Chinas als Schwerpunkt hat; Marc Hermann (chinesische Literatur), der auch als ein begnadeter Übersetzer gilt; Ishayahu Landa, der sich mit Zentralasien beschäftigt; Stefan Georg und Britta Maria Gruber, beide Experten für mandschurische Sprachen, sowie Hannes Jedeck, Kenner der chinesischen Musik.
Das Studium: In Bonn gibt es einen Bachelor- und zwei Masterstudiengänge. Der B. A. führt den etwas langen Titel: Asienwissenschaften, Profil Sinologie. Das Bachelor-Studium ist „in erster Linie Sprache, Sprache, Sprache“, sagt Eberspächer. Auf der Homepage der Abteilung Sinologie heißt es: „Besonderer Wert wird auf eine solide grundständige Sprachausbildung im modernen und vormodernen Chinesisch gelegt.“ Analog zur Sprachausbildung wird eher über das klassische denn das moderne China unterrichtet. Beim Master gibt es zwei Studiengänge: Sinologie sowie Chinesische Sprache und Translation. „In dieser Zweiteilung zeigt sich der Dualismus, der die Sinologie in Bonn fast seit Beginn begleitet – einerseits die reine Sinologie, andererseits die Sprach- und Dolmetscherausbildung“, sagt Eberspächer. Die Mehrzahl der Master-Studierenden belegt den zweiten Studiengang. Aber im Übrigen leidet auch die Sinologie in Bonn unter eher rückläufigen Studierendenzahlen – trotz des eigentlich attraktiven Standortes am Rhein.
Info:
Hier geht s zur Webseite der Abteilung Sinologie am IOA: https://www.ioa.uni-bonn.de/sin/de